Sânpetru German   

Unser Vormarsch bis Komancza. Die Offensive der Russen

Am 29. Dezember abends im Finstern langten wir indem kleinen Dörfchen Comanicza (heute Kamenica in der Slovakei) an und glaubten, dass wir die Nacht unbedingt in dem Orte verbringen werden

Am 29. Dezember abends im Finstern langten wir indem kleinen Dörfchen Comanicza (heute Kamenica in der Slovakei) an und glaubten, dass wir die Nacht unbedingt in dem Orte verbringen werden. Kaum hatten wir eine kleine Rast gehabt und etwas Menage zu uns genommen, wurde die Kompanie alarmiert und der Rückzug musste fortgesetzt werden. Ganz ermüdet und ermattet von den tagelangen Strapazen stieg in uns die Erbitterung, weil wir die Nacht nicht in dem Dorfe verbringen sollten und wir haben uns zu viert, mein Freund Pista von Merzydorf war auch dabei, verabredet, dass wir der Truppe nicht mehr folgen werden und schlichen im Dunkel der Nacht in ein Haus hinein während unsere Kompanie abmarschierte. Ich als junger Korporal ahnte gar nicht welch böse Folgen dieses absichtliche Fernbleiben von der eigenen Truppe für mich hätte haben können. Wir machten uns sodann komod, die Rüstung wurde abgelegt, die Bokkancs (Schuhe) wurden auch mal ausgezogen, denn die waren noch so an unseren Füßen wie wir sie in Gyula angezogen hatten, dann wurde gekocht und gegessen; drei Tage hatten wir eh schon nichts warmes gegessen gehabt, dann legten wir uns nieder und schliefen gut ein. In der Früh erwachten wir auf ein Gewehrfeuer. Wir sprangen rasch auf. Unsere Hausleute, die Galizianer waren sichtlich erregt und wir konstatierten gleich, dass da etwas nicht in Ordnung sei. So rasch als nur möglich kleideten wir uns an, packten unsere Rüstung auf und gingen hinaus. Als wir auf die Straße traten sahen wir, dass am nördlichen Ende des Dorfes die Russen einmarschierten. Angesichts dieser Lage durchzuckte uns ein furchtbarer Schreck und wir fingen an zu laufen, was wir nur laufen konnten. Die Russen eröffneten das Feuer auf uns, die Kugeln pfiffen nur so um uns herum aber zum Glück gingen sie alle fehl und wir konnten unverletzt hinter einem Hügel entkommen. Nun gings aber rasch bei uns; in einer Stunde hatten wir unsere Schwarmlinie erreicht gehabt, sie zog sich gerade über den Grenzhügel Österreich – Ungarns. Wir fingen an zu fragen nach unserer Kompanie um einzurücken; leider konnte uns niemand eine Auskunft geben, jeder ging seinen Weg weiter und kümmerte sich nicht um uns. Nun hielten wir Rat, was anzufangen sei und da kamen wir zu folgendem Entschluss: wir setzen unseren Rückzug fort bis zur ersten Bahnstation, besteigen einen Zug und fahren ins Hinterland, wo wir uns melden, dass wir unsere Truppe verloren haben. Dieser Plan war gar so leichtsinnig und hätten wir schon etwas mehr Erfahrung gehabt, wäre es uns klar gewesen, dass es nicht gelingt. Und wahrhaftig! Kaum hatten wir eine Strecke von circa 10 km zurückgelegt gehabt, tauchte eine Husarenpatrouille vor uns auf und hielt uns an. Ihr Kommandant befragte uns wohin wir eigentlich gehen. Wir antworteten: ?unsere Truppe suchen wir?. Nun knallte seine Karbatsche einige mal über unsere Köpfe her und aus Leibeskräften schrie er: „Hier sucht ihr eure Truppe, da hinten, wisst ihr nicht, dass die Schwarmlinie vorne ist! Marsch mit euch! Ich werde euch schon zeigen, ihr seid lauter Deserteure und werdet  sofort erschossen“. Einer der Husaren ritt hinter uns her und führte uns zum Divisionskommando, zu einem General. Unterwegs nahmen wir uns fest vor, so etwas nicht mehr zu unternehmen und unsere Truppe keinesfalls nochmals zu verlassen, wenn wir nur das Einemal mit heiler Haut davonkommen. Beim General angelangt, hat uns dieser auch ausgefragt, dann anständig beschimpft und drohte uns ebenfalls mit dem Erschießen, falls wir unsere Truppe nochmals verlassen. Sodann wurden wir einer fremden Truppe zugeteilt.

Wir fanden jedoch keine Ruhe bei den uns fremden Leuten und verbrachten nur eine Nacht bei ihnen im Schützengraben. Durch fortwährendes Nachfragen haben wir schließlich erfahren, dass unsere Kompanie etwas links liegt und wir rückten fröhlich bei den eigenen ein. Zur Verantwortung hat uns niemand gezogen, denn es war ein ziemlicher Durcheinander und die Offiziere wechselten sich sozusagen tagtäglich, kannten daher auch niemanden. Diesen Grenzhügel hatten wir dann längere Zeit hindurch besetzt gehalten. Die Rast verbrachten wir in der Gemeinde Radoschitza, wo wir auch das arme Galizianervolk kennen lernten. Ihre Häuser sind aus Holz gebaut, die Zimmer sind schmutzig und armselig. Betten sind keine zu finden sondern hinter dem Ofen haben sie einen Schlupfwinkel, wo sie schlafen. Der Ofen wird im Zimmer geheizt und der Rauch wird auch durch die Türe hinausgelassen, da sie keinen Rauchfang haben.                                  

Unser Vormarsch bis Komancza

Am 17. Jänner 1915 abends 8 Uhr verließ unser Batallion Radoschitza und marschierte vorwärts bis Komancza, wo wir neue Stellung bezogen und selbe abwechselnd besetzt hielten; die Rast verbrachten wir sodann in Komancza

Am 23. Jänner rückten wir abermals etwas vor und nahmen links von der Eisenbahnstrecke Stellung. Am nächsten Tag wurde ich mit meinem Schwarm (8 Mann) in das Tal kommandiert um dasselbe zu überwachen. Wir zogen in einWächterhäuschen ein, wo wir uns einheizen konnten, denn die Kälte war grimmig und stellten einen Posten auf, der viertelstündig abgewechselt wurde. Um die Mittagszeit kam eine Patrouille des Lugoscher 8. Honvéd Infanterie ? Regimentes, die das Vorterrain abstreifte, ebenfalls in das Wächterhäuschen um sich aufzuwärmen. Wir fingen miteinander an zu diskurrieren. Unter anderem befragte mich ihr Kommandant, ebenfalls ein Korporal von wo ich bin. Ich antwortete ihm:< von Deutschsanktpeter>. < Von Deutschsanktpeter> sagte er verwundert. <Haben Sie den Ludwig Peter gekannt?>< Oh ja> sagte ich, <er war sogar mein Kamerad>. Der Arme ist vor einigen Tagen gefallen. Die Russen haben uns überrumpelt ? erzählte er weiter ? und wir mussten retirieren, während dessen erhielt er einen Kopfschuss von hinten und war auf der Stelle tot, wir mussten ihn liegen lassen und beerdigt haben ihn die Russen. (Diese Nachricht teilte ich später meinen Angehörigen mit, musste aber erfahren, dass seine Eltern nicht recht daran glauben wollten, jedoch fanden sie es bestätigt, da er nicht mehr heimkehrte).

Am 25. Jänner abends, als wir in der Stellung abgelöst waren und in unserem Nachtlager ankamen, war ich freudigst überrascht. Bisher hatte ich nicht einmal ein Schreiben von zu Hause erhalten und nun waren auf einmal fünf kleine Paketchen zu je ½ Kg angelangt mit Speck, Wurst und Verschiedenes. Auch lag ein Schreiben bei, aus welchem ich erfahren konnte, dass zu Hause noch alles gesund ist.

Die Offensive der Russen

Vom 21. Jänner angefangen wurde unsere Front lebhafter. Die Russen hatten sich unserer Stellung genähert und eingeschanzt. Da kam es öfter zu lebhaftem Gewehrfeuer. Nachts wurden mitunter Leuchtraketen ausgeschossen, welche die ganze Umgebung hell beleuchteten und die Möglichkeit boten zu sehen, ob der Feind sich vielleicht nicht nähert oder in Angriff geht.

Am 3. Feber 1915 tobte den ganzen Tag hindurch ein Kampf, insbesondere etwas rechts von uns, wo es den Russen auch gelang durchzubrechen und unsere Truppen zurückzudrängen. Bei Einbruch der Dunkelheit zog auch unser Batallion sich zurück bis Radoschitza, wo wir zwei Tage als Reserve verblieben. Am 5. Feber gingen wir zurück bis Oslavicza (Olszanica heute in Polen). In dieser Gemeinde war ziemlich viel Train einquartiert und um die Mittagszeit feuerte der Russe einige Granaten in die Gemeinde, was eine ziemlich große Aufregung hervorrief aber keinen Schaden verursachte. Die Nacht verbrachten wir in Oslavicza. Am 6. Feber in der Früh um 5 Uhr ? es war ein Sonntag ? hieß es plötzlich: die Russen sind da! Dieser Alarmruf hatte eine große Kopflosigkeit zur Folge. Alle im Dorfe befindlichen Truppen liefen hinaus auf die Straße und da entstand ein wahrer Durcheinander. Jeder Einzelne rief den Namen seines Regimentes oder Batallions um sich sammeln zu können, während dessen die Gewehrkugeln des Feindes schon fleißig über unseren Köpfen pfiffen; zumGlück gingen sie alle hoch. Die Russen hatten unsere vordere Linie tatsächlich durchgebrochen gehabt und waren schon im Vormarsch gegen den Ort.     

Als wir schon Gefahr liefen alle eingefangen zu werden, übernahm endlich ein k. u. k. Hauptmann das Kommando über sämtliche, zerstreut herumlaufende Truppen und ordnete sofort den Rückzug an. Unsere Honvéd ? Kompanie kommandierte er unter dem Kommando eines Leutnants Héjya auf eine Höhe östlich Olszanica, um den Rückzug zu decken. In der Nacht war ziemlich hoher Schnee gefallen und so konnten wir nur mit schwerer Mühe die Bergkuppe erreichen. Oben auf der Bergkuppe war ein dichter Tannenwald, in welchen wir hineinschlichen ohne von den Russen bemerkt zu werden. Als der Tag angebrochen war und wir einen weiteren Ausblick hatten, sahen wir, wie die russischen Truppen ohne Ende den uns bekannten Weg von Radoschitza nach Oslavicza marschierten. Voller Angst und mit zurückgehaltenem Atem harrten wir der Dinge, die da kommen sollten. Sie kamen in Doppelreihen heranmarschiert, den Ort Oslavicza schon verlassend immer näher und näher. Als sie am Fuße unseres Berges, welchen wir noch besetzt hielten anlangten, glaubten wir bestimmt, dass sie die Richtung auf uns zu nehmen, denn es trennten uns kaum 300 ? 400 Schritt in Luftlinie. Sie marschierten jedoch ihres Weges weiter, uns gar nicht in Acht nehmend. Nun wäre der richtige Zeitpunkt und Gelegenheit für uns gewesen einzugreifen und dem Feind erhebliche Verluste beizubringen, aber leider hat die Courage unserem Kommandanten mitsamt uns verlassen gehabt, denn wir fühlten uns abgestoßen, preisgegeben von den Eigenen und wir wollten doch nochmal einrücken und melden: Wir sind da! Wir sahen ganz ruhig zu, wie die Russen schön vorbeimarschierten. Nach der Infanterie kam die Artilerie aufgefahren und am Fuße unseres Berges protzte eine Batterie ab und machte sich feuerbereit. Abermals packte uns ein Angstgefühl, denn schließlich wussten wir doch nicht, ob es nicht auf uns losgeht. Die Rohre der Geschütze nahmen aber eine andere Richtung ein und sie eröffneten auch gleich das Feuer. So verbrachten wir die Zeit in lautloser Stille bis nach Mittag. Dann fingen wir aber an ungeduldig zu werden. Auch unser Leutnant stand ratlos da und wusste nichts anzufangen. Den Kampf aufzunehmen wagte er noch immer nicht. 

Der Rückzug bis Wola-Michova

suchen, wenn es überhaupt noch möglich ist. Um 3 Uhr nachmittags verließen wir unseren Platz Nun haben wir beschlossen den Rückzug anzutreten und Verbindung mit den Eigenen zu und marschierten in langer Gänsereihe oben auf der Bergkuppe rückwärts. Der Vorderste musste fortwährend abgelöst werden, da er nicht weiter als höchstens 50 Schritte gehen vermochte wegen dem großen Schnee. Gegen Abend sind wir aus dem schier endlosen Walde herausgekommen und bemerkten von Weitem eine Schwarmlinie. Wir gingen daraufzu in der sicheren Hoffnung, dass es die Eigenen sind. Wir haben uns nicht getäuscht, es war ein österreichisches Regiment. Indem unser Leutnant kein Wort deutsch konnte, meldete ich mich bei einem Kompaniekommandanten des Regimentes und erkundigte mich nach unserem Batallion. Er konnte uns zwar keinen genauen Aufschluss geben, trotzdem glaubte er, dass wir es in der nahen Gemeinde Wola ? Michova (heute Myczków) finden werden. Als wir in der Gemeinde anlangten war es stockfinster . Wir suchten das Brigade ? Kommando auf und meldeten uns bei General Lauingen, der uns den Befehl gab in der Gemeinde zu übernachten. Leutnant Hejya nahm mich zu sich ins Quartier, während die Mannschaft sich in der Nachbarschaft platzierte. Nach einem guten Tee, welchen der Leutnant durch seinen Diener kochen ließ, legten wir uns nieder. 

Am nächsten Tag rückten wir zu unserer Honvéd Truppe ein und meldeten uns bei unserem Kompanie ? Kommandanten Leutnant Patera. Nun mussten wir eine Überraschung erleben. Den wenigen Herren, die mit Leutnant Patera ausgerissen waren und nicht mit uns die Bergkuppe bestiegen war es gar nicht Recht, dass wir zurückkehrten, am liebsten wäre es ihnen gewesen, wenn wir in Gefangenschaft geraten oder sonst etwas mit uns passiert wäre, nur nicht zurückkehren sollten wir, denn es war ihnen versprochen worden, falls wir nicht zurückkommen, zum Ersatzkader geschickt zu werden, da die wenige Honvéd ohne Kommando geblieben wären. Natürlich ist der Plan sodann verweicht und unsere Freunde blieben weiter mit uns draußen. Leutnant Patera rückte aber dennoch nach Lugos ein. Da erfasste mich das Erstemal ein Gefühl, welches wohl nicht leicht zu beschreiben ist, als ich sah, dass Kameraden eine Freude daran gehabt hätten, wenn wir nicht mehr zurückgekehrt wären um ihren Wunsch in Erfüllung gehen zu sehen. Sodann wurden wir mit alten Landsturmleuten vermischt und bekamen Oberleutnant Kovács als Kommandanten: dieser war ein Hundsmensch und hätte am liebsten seine Kompanie selbst vernichtet.

Wir lagen in Wola – Michova als Reserve. Die Front wurde lebhaft und der Russe beschoss ins besondere den Ort Wola – Michova mit Artillerie sehr heftig und steckte viele Häuser in Brand. Es war schmerzlich zuzusehen, wie die armen Galizianer jammerten als ihre Häuser zu einem Schutthaufen niederbrannten. Auch erlitten wir ziemlich große Verluste.

Am 12. Feber abends musste auch unsere Kompanie in Stellung. In der Nacht haben die Russen heftige Angriffe gemacht und einen großen Teil unserer Stellung eingenommen und ziemlich viele Gefangene gemacht. Wir mussten einige Kilometer zurück. Als wir außer Schussweite und Gefahr waren, fiel unserem Oberleutnant während dem Rückzug ein zu kontollieren, ob noch jeder einzelne seine vorgeschriebene Reserven an Zwieback und Konserven hat. Drei Mann hatten nicht mehr die vorgeschriebenen Reserven. Nun machte er kurzen Prozess. Er ließ diese drei vortreten, stellte sie mit dem Rücken gegen uns auf, nahm andere drei her, machte sie das Gewehr ansetzen und kommandierte ?Feuer?. Unser Blut stockte in den Adern, unser Herz wollte zerspringen über diese sinnlose und unmenschliche Handlung eines nervösen und überreizten Menschen! Aber auch Gott wollte es nicht so haben. Es geschah ein Wunder! Alle drei Gewehre versagten, es gab drei Knacker aber keines ging los. Kälte, Schnee und Schmutz waren die Ursache des Versagens. Aus dem Schrecken rasch erholt, traten einige couragierte Männer hervor und baten den Oberleutnant, er möge doch unseren Kameraden verzeihen und sie begnadigen. Nach wiederholtem Bitten hat dieser mächtige Herr sich endlich entschlossen, ihnen das Leben zu schenken. Dann hieß es aber Gewehrputzen, dass wir schwarz wurden. 

Unser Gegenangriff. Der Verlust meines Kameraden Pista

Am 26. Feber setzte unsererseits ein Angriff ein, leider mit sehr schwachem Erfolg. Es schneite in diesen Tagen sehr viel und so war ein Vorwärtskommen fast unmöglich. Dennoch wurde von höherer Stelle darauf gedrängt den Angriff fortzusetzen, da wir die umzingelte Festung Przemysl befreien sollten, in welcher die Armee Kúsmanek eingeschlossen war, deren Vorräte an Lebensmittel am Ausgehen waren.

Am 28. Feber früh morgens kam unser Fassungsunteroffizier mit einem Fässchen Schnaps zur Kompanie und jeder Einzelne ging seinen Kulacs füllen. Dass  dem Alkohol fest zugesprochen wurde, war nur selbstverständlich und die Absicht war ja eigentlich die, uns Mut antrinken zu lassen, damit wir beim Angriff besser taugen. Beim Morgengrauen kam Befehl: „Vorwärts“. Wir bildeten rasch  eine Schwarmlinie und rückten gegen die russischen Stellungen vor. Es gab noch keine Artillerievorbereitung, die Infanterie war auf sich allein angewiesen. Auch haben wir die Lage der russischen Stellung nicht gekannt und gingen sozusagen ganz ins Ungewisse. Als wir zirka einen Kilometer vorgerückt waren, bekamen wir plötzlich von zwei Seiten Feuer. Es fiel ein Kugelregen auf uns nieder, die russischen Maschinengewehre knatterten nur so und unsere Reihen wurden immer lichter. Bald da, bald dort jammerte ein verwundeter Kamerad oder stürzte einer leblos zu Boden. Als unser Kommandant die riesigen Verluste sah, stellte er den Angriff ein und gab Befehl zum Einschanzen. Während dem Einschanzen hatten wir noch fortwährend Verluste, so dass unsere Sanitäter nicht mehr imstande waren unsere Verwundeten alle wegzuschaffen und es wurde uns anheimgestellt dabei beihilflich zu sein. Und so haben ich und mein Freund Kovács aus Merzydorf(sein Vater war béresgazda auf der Fegerpuszta) uns entschlossen einen verwundeten Kameraden hinunterzuschaffen. Auf dem Hilfsplatz wurde ihm ein Verband angelegt und dann trugen wir ihn nach Zubensko und legten ihn in ein warmes Zimmer, deckten ihn zu und waren der Hoffnung, dass es ihm schon besser werde. Auch wir legten uns etwas nieder und schliefen ein. Als wir erwachten, sahen wir gleich nach unserem Kameraden; leider war er eingeschlafen für immer und ewig! Es packte uns ein Angstgefühl und wir verließen sofort das Zimmer indem wir die Sapeure (Soldat für den Sappen   (Laufgraben) – Bau) verständigten unseren toten Kameraden zu beerdigen.

Der Verlust meines Kameraden Pista

Schrecklich bange war es uns als wir den Weg zur gefährlichen Stelle abermals antraten. Es fing schon an zu dämmern als wir den Hilfsplatz erreichten. Auf dem Hilfsplatz wieder dasselbe Elend: einige Verwundete und Tote. Die Sanitäter machen uns aufmerksam, dass wir sehr achtsam in die Stellung gehen sollen, denn wie sich jemand zeigt, hat er einen Schuss und die leichtesten Verwundungen enden mit dem Tode infolge Starkrampfes, welcher durch die bittere Kälte verursacht wird. Auf das hin stieg die Angst in uns noch mehr aber wir mussten doch gehen. Ich machte den Vorweg und mein Kamerad plauderte noch mit den Sanitäter. Die Stellung erreicht, legte ich mich gleich auf eine Stelle wo sich schon ein anderer eingraben wollte und ich war eben im Begriffe das Loch zu vertiefen da sagte mir mein Nachbar, ich möge den Platz verlassen, denn von dieser Stelle sind schon einige herausgeschossen worden. Ohne viel zu zögern, sprang ich sofort nebenan in einen Graben, welcher für den Fähnrich ausgehoben war, der aber auch schon krankheitshalber die Stellung verließ. Nun kam mein Freund Pista heran und legte sich ebenfalls auf die gefährliche Stelle, von welcher ich eben flüchtete. Ich rief ihm in dem Moment:“Pista komm zu mir“. Aber er war noch keine 5 Sekunden gelegen als ein Schuss krachte und mein lieber, guter Kamerad brachte nur mehr das Wort „Ja? über seine Lippen. Er bekam einen Kopfschuss und war auf der Stelle tot. Ich wusste im ersten Moment gar nicht was anzufangen, es war mir als hätte ich meinen Verstand verloren. Er war noch der Einzige mit dem ich ins Feld ging; die Übrigen waren schon alle verwundet, tot oder haben krank die Front verlassen. Der Gedanke, dass ich nun auch den letzten guten Kamerad verloren habe, mit dem ich mich so gut vertragen konnte und wir immer alles so brüderlich teilten und der mir so manchmal bei schweren Märschen meinen Rucksack tragen half, da er einen äußerst kräftigen Körperbau hatte, verstimmte mich immer mehr und mehr. Er lag nun kaum einige Schritte von mir entfernt ausgestreckt. Die Nacht trat vollkommen ein und das Gefecht hatte nachgelassen. Wir vertieften unsere Gräben und schützten uns auch gegen den Regen und Schnee, welcher durcheinander fiel. Am schlimmsten jedoch war, dass wir Grundwasser in unseren Graben bekamen und unsere Füße durchnässten vollkommen. So um Mitternacht herum, als nun alles still und ruhig war, kamen die Sanitäter und schleppten unsere tot herumliegenden Kameraden, unter ihnen auch meinen Freund Pista hinunter und beerdigten sie. Ich warf ihm noch einen Blick nach und bedauerte ihn doppelt da ihm auch noch das Los zuteile wurde, wie ein Hund geschleppt zu werden. Auf?s Wiedersehn! Lieber, guter Kamerad in der Ewigkeit! Du hast das Deinige überstanden, wer weiß, wie es mir noch geht? So dachte ich mir als er im Finstern der Nacht gänzlich verschwand.

Meine Erkrankung. Der Transport nach Zsolna

Ganz gebrochen, ohne ein Auge geschlossen gehabt zu haben, erreichte ich den nächst-folgenden Tag: es war der 1. März 1915. Während des Tages beutelte mich häufig ein heftiger Schüttelfrost. Trotzdem glaubte ich aushalten zu können und half mit die vereinzelten Grabenstücke zu einem Laufgraben zu vereinen. Unsere Angriffe wurden gänzlich eingestellt; die Verluste waren zu groß. Ich spürte, dass mein Zustand sich von Zeit zu Zeit verschlimmert. Am 3. März morgens meldete ich mich zur Marodevisite. Ein Sanitäter begleitete mich hinunter nach Balnicza zum Batallionshilfsplatz. Auf dem Hilfsplatze angelangt, hieß mich der Arzt niedersetzen, indem er die Worte: <Uljón le óregem> (zu deutsch: setzen Sie sich mein Alter) gebrauchte. Ich sah wahrhaftig wie ein Vierzig- und nicht wie ein Zwanzigjähriger aus. Hatte einen großen Vollbart, war matt, müde und zerissen. Ein jämmerliches Aussehen! Als ich eine zeitlang in dem warmen Zimmer saß, wurde ich derart steif und von Rheumatismus befallen, dass ich mich, als ich an die Reihe kam zur Visite, nicht imstande war auszukleiden. Nicht einmal einen Knopf konnte ich aufknöpfen und die Sanitäter mussten mich auskleiden. Der Arzt gab mir einen Thermometer unter den Arm. In einer Weile nahm er ihn heraus, warf einen Blick darauf und sah mich dann erstaunt an. Er sagte zwar nichts, ließ aber vermuten, dass mein Fieber ziemlich hochgrädig gewesen sein muss. Auch untersuchte er mich und schrieb mir sofort einen Zettel und schickte mich zum Regimentsarzt. Auf dem Regimentshilfsplatz verbrachte ich die Nacht. Hier versammmelten sich schon mehrere Kranke und Verwundete. Auch der Regimentsarzt war sehr besorgt um mich und ließ in der Nacht mehrmals nach mir sehen.

                                                   Der Transport nach Zsolna

In der Früh wurden die Kranken und transportfähigen Verwundeten nach Csiszna geführt. Während dem Transport war mir auffallend, dass ? trotzdem wir schon einige Kilometer hinter der Front waren ? noch immer Militär zu sehen war. Ich erkundigte mich, wie das kommt, dass hinter der Front in den Dörfern und einzelnen Häuser alles voll Militär steckte und da erhielt ich zur Antwort, dass dies Kommandos, Telefonisten u. dgl. sind, die nicht in die vordere Linie gehen und ihren Dienst hinten versehen. Auch in mir wurde das Verlangen wach, falls ich nochmal an die Front gelangen sollte auch irgendwo hinten meinen Dienst versehen zu können. In Csiszna befand sich eine kleine Industriebahn, welche uns durch die herrlich schöne Gegend hinunter nach Takcsány fuhr.

In Takcsány war in einem großen Sägewerk ein Feldlazarett errichtet, wo sich die Verwundeten und Kranken zu melden hatten. Auch ich meldete mich und machte nachher einen Umgang in dem Lazarett und da bot sich mir ein schrecklicher Anblick. Zirka 100 bis 150 Schwerverwundete und Kranke lagen auf Tragbetten und jammerten, während ein Arzt bemüht war sie zu verbinden. Manche schrien hart auf von den Verwundeten heulten und brülllten vor Schmerz, andere jammerten leise und beteten; manche röchelten nur mehr und wieder andere waren zugedeckt über das Gesicht; sie jammerten und röchelten nicht mehr, sie schliefen süß…..

In der Eisenbahnstation zu Takcsány wurde ein großer Lastzug arrangiert zum Transport der vielen Kranken und Verwundeten, die nur so herbeiströmten. Gegen Abend bestiegen wir den Zug und verbrachten die Nacht noch in der Station. In der Früh fuhr unser Zug mit uns ab. Welch eine Freude erfasste mich als wir nach soviel Leiden, Entbehrungen und Gefahren die Front verlassend dem Inneren des Landes zurollten. Es plagte mich noch ein Gedanke: nämlich in welcher Stadt und in welchem Spital wir untergebracht werden? Es wäre jedem Einzelnen am liebsten in der Nähe seines Heimatortes untergebracht zu werden um je eher die Gnade zu haben, den teuren Heimatboden betreten zu können um all den Lieben, die sowohl Kummer und Angst um uns ausgestanden haben, ein Lebenszeichen zu geben, denn wieviele sind es, denen diese Gnade nicht mehr zuteil ist und den ewigen Schlaf in der fremden, gottverlassenen Gegend schlummern.

Unser Zug führte uns über Homonna bis Sátoralja – Ujhely. Von Sátoralja – Ujhely setzte er nicht die von mir erwünschte Richtung gegen Budapest sondern gerade die entgegengesetzte fort. Wir kamen in Kaschau an. Alles überfüllt ? in keinem einzigen Spital ist Platz ? hieß es. Es war uns auch Recht so, denn in Kaschau befand sich eine Sammelstelle, wo die Kranken und Verwundeten nach ihrer Heilung und Genesung gesammelt und zurück an die Front transportiert wurden. Nach längerem Aufenthalt in Kaschau setzen wir unsere Fahrt über Igló, Lipto- Szentmihály, Rószahegy, Rútka bis Zsolna fort. Während dieser Fahrt sahen wir auch das Tátraer Hochgebirge, dessen einzelne Kuppen mächtig gegen Himmel emporragen.

                                Die Internierung in das Barackenspital in Zsolna

In Zsolna kamen wir am 7. März nachmittags an und wurden auf einem Separatgeleise zum Barackenspital geschoben und ausgeladen. Die Wärter und Schwestern führten uns in einen großen Raum wo wir uns auskleideten und dann halbdutzendweise in den Baderaum geleitet und von den Schwestern anständig gereinigt wurden. Nach dem Bade bekamen wir reine Wäsche, sodann wartete der Rasierer auf uns, der uns die Haare überall glatt abscherte und uns mit einer Salbe (gegen Läuse) einschmierte. Zum Nachtmahl bekamen wir eine leichte Kümmelsuppe und gingen nachher alle zur Ruhe. Erst das Dienstpersonal und die Schwestern brachen die lautlose Stille in unserer Baracke als sie mit dem Frühstück eintraten. Es war uns höchst komisch auf einmal bedient zu werden und in solch reinen, weißen Betten zu liegen waren wir auch nicht mehr gewöhnt; lagen wir doch meistens auf der Erde im Dreck.

                                       Ein Namensvetter als Bettnachbar

Später kam ein junger Arzt und ging von Bett zu Bett und untersuchte manchen von uns. Jeder Einzelne hatte eine Kopftafel am Kopfende seines Bettes auf welcher Name, Truppenkörper, Krankheit etc. angeführt waren. Als der Arzt bei mir anlangte und einen Blick auf meine Kopftafel warf, fragte er ob ich und mein Bettnachbar Brüder sind. Im ersten Moment wussten wir gar nicht die Bedeutung dieser seltsamen Frage und erst als uns klargemacht wurde, dass wir gleichlautende Namen haben, konnten wir uns die Frage erklären. Mein Bettnachbar hieß nämlich Emil Bönisch und war ebenfalls Landsmann aus einem kleinen Orte aus Deutschböhmen. Ich konnte ihn sehr gut mit meinem Bruder Mathias vergleichen. Ich verständigte auch gleich meine lieben Eltern, dass ich mich in Zsolna im Spital befinde und bat sie mir etwas Geld telegraphisch zukommen zu lassen da ich mein ganzes Geld während der Fahrt ausgegeben habe und nun mir gerne öfters etwas kaufen möchte, denn die Kost war im Spital schmal gehalten. Es war uns auch mitgeteilt worden, dass wir in Zsolna nur einige Tage verbringen werden da dieses Spital nur zur Beobachtung der Kranken diene, ob nicht vielleicht Cholera, Ruhr oder dergleichen vorliegen. In fünf Tagen kam mein Geld an, es waren 20 Kronen. Ich ließ mir sodann auch so manches besorgen und so ging es mir schon besser.

Die Weiterreise und Internierung in das Reservespital inPrag

Am 15. März um 10 Uhr vormittags hielt ein großer Sanitätszug vor unserer Baracke still. Rasch verbreitete sich die Nachricht, dass wir weitertransportiert werden. Es wurde uns auch bald Montur ausgefolgt und kaum hatten wir uns angekleidet, kam Befehl zum Einsteigen. Der Zug war auch in einem Nu gefüllt. Nun plagte uns der Gedanke, wohin wir auf?s Neue fahren. Es wäre uns doch so lieb gewesen mehr ins Innere des Landes zu gelangen. Der Zug war ein Wiener Sanitätszug und auch begleitet von Wiener Sanitätspersonal. Als unsere Neugierde schon ins Unermessliche gestiegen war und meine Kameraden mir keine Ruhe mehr ließen, ich möge doch fragen wohin wir fahren, wagte ich mich endlich an einen Sanitäter mit der Frage heran: „Herr, sagen Sie mir, wohin führt uns dieser Zug“ ? Dieser antwortete mir in wienerischem Dialekt: “ I kann Ihna nit bestimmt sagen, angeblich nach Proag“. Nun machte ich erst große Augen. Nach Prag! Zu den verhassten Tschechen, zu den Überläufer und so weit von der Heimat! Die Nachricht verstimmte mich mitsamt meinen ungarischen Kameraden. Gegen Abend setzte der Zug sich in Bewegung und es ging einer ganz unbekannten und fremden Gegend zu. Wir passierten die Städte: Vághére, Vagheszterce, Trencsén, Toplitz, nachher in Mähren: Beneschau Brodek, Brügau, Olmütz(Olomouc), Müglitz, Hohenstadt, Hohenstein, in Böhmen: Sichelsdorf, Rudolfsdorf, Tribitz, Trätau, Wildenschwert, Brandeis, Chotzen, Uhersko, Moravan, Pardubitz(Pardubice) und endlich kamen wir in Prag an.

Es war am 17. März 1915 nachts 12 Uhr. Die Stadt stand in heller Beleuchtung. Am Bahnhof wurden wir von vornehmen Damen, Sanitätsleuten und Schwestern erwartet. Unserem Zuge entstiegen, stellten wir uns in Reih und Glied auf. Dann kamen die Damen und Schwestern und teilten Kaffee, Kipfel und Zigaretten aus. Nach diesem kleinen Schmaus bestiegen wir die bereitstehenden Elektrische ? Wagen und fuhren durch die herrlich schön beleuchtete große Stadt hinüber der Moldau in die gräfliche Stracka ? Akademie ? in Friedenszeit eine Erziehungsanstalt für adelige Kinder ? welche als Reservespital des Roten ? Kreuzes diente.  

Im Spital angelangt, wiederholte sich alles haargenau wie in Zsolna. Zuerst Bad, dann reine Wäsche, nachher wurden wir in die Zimmer begleitet und begaben uns zur Ruhe; es war bereits 3 Uhr früh.

Nach dem Frühstück um 9 Uhr kamen zwei Ärzte begleitet von einem Fräulein in unser Zimmer, gingen von Bett zu Bett um jeden einzeln nach seinen Beschwerden zu befragen. Leider konnten sie sich mit keinem Einzigen verständigen da sich in unserem Zimmer außer mir lauter Ungarn befanden. Der eine Arzt ersuchte mich sodann, ich möge, wenn es mir möglich ist, aufstehen und ihnen in der Verständigung mit den Kranken beihilflich sein. Diesem Ersuchen kam ich bereitwilligst nach und die erste ärztliche Visite wurde auf diese Art beendet.

Meine  Eltern verständigte ich, dass ich mich nun in der Großstadt Prag befinde. Bald traf auch ein Brief ein worin sie andeuteten, dass sie die Absicht hätten mich nach Arad oder Umgebung in ein Spital versetzen zu lassen. Ich erkundigte mich auch gleich bei den Ärzten ob dies wohl möglich wäre und da erhielt ich zur Antwort, dass eine Versetzung in ein anderes Spital nur bei länger andauernden Krankheiten gestattet sei; bei mir könnte es sehr leicht passieren, dass ich durch den Stabsarzt, dem das Recht einer Versetzung zustand, anstatt in ein anderes Spital zum Regiment versetzt werde. Nun blieb auch alles dabei. Ich war auch schon bekannt mit unserem Personal und den Schwestern und so haben wir uns manchmal stundenlang die Zeit mit verschiedenen Spielen vertrieben. Auch kam ich zur Überzeugung, dass die Tschechen nicht einmal so schlimm sind wie ich mir sie vorstellte. Es ist uns wahrhaftig gut gegangen, die Kost war ausgezeichnet. Um unser mächtiges Gebäude herum war ein wunderschöner Park angelegt und sobald die Witterung es uns erlaubte, gingen wir täglich hinunter spazieren.

Während diesen ruhigen Tagen im Spital dachte ich so manchmal an die lieben Kameraden im Schützengraben, die nun den Kampf gegen die Russen sehr heftig führten. Inzwischen geschah auch der Durchbruch der russischen Front bei Gorlice worauf die Russen ganz Galizien und die Bukowina räumten und unsere Truppen sogar auf russisches Gebiet eindrangen.

Außer mir und einem gewissen Alexander Strockl, Geigenmacher aus Budapest, der ein ausgezeichneter Violinspieler war, mussten alle unsere Kameraden das Spital schon verlassen und zu ihren Regimentern einrücken. Auch auf mich war schon abgezielt, da gab mir unsere Schwester den Rat, ich möge den Oberarzt bitten mich noch eine zeitlang im Spital zu belassen da ich mich noch schwach fühle. Meine Bitte blieb nicht ohne Erfolg. Inzwischen machten meine Eltern eine Spende von 50 Kronen zu Gunsten des Spitales. Es ist begreiflich, dass diese Spende auch mir zugute kam. Es kamen Kranke und Verwundete, die Geheilten gingen. Ein zeitlang hatten wir einen Soldaten in unserem Zimmer der 29 Verwundungen auf einmal bekam. Mit Gottes Hilfe ist auch er genesen.

Ausgangs Mai deutete mir unsere Schwester an, dass am 1. Juni eine strenge Kontrolle kommt und die Kranken, die schon längere Zeit im Spital sind, werden einer militärärztlichen Komission zur Untersuchung und Überprüfung unterzogen und da besteht große Gefahr, dass ich von den Militärärzten sofort zu meinem Regiment geschickt werde.“Wir werden Sie trotzdem noch nicht zu Ihrem Regiment schicken“ ? sagte mir die Schwester ? „sondern wir lassen Sie noch in ein anderes Spital übersetzen, wo Sie noch eine längere Zeit verbringen werden können“. Tatsächlich wurde ich dann am 26. Mai in das Barackenspital zu Dejvic, einer Vorstadt von  Prag versetzt. In dem Barackenspital war zwar die Ordnung, Reinlichkeit, Kost etc. nicht so wie in der Stracka ? Akademie aber trotzdem ging es mir nicht schlecht, denn ich schloss bald Bekanntschaft mit den Kameraden und für Zeitvertreib wurde schon gesorgt. Auch war uns aus dem Barackenspital gestattet jeden Nachmittag auszugehen in die Stadt und da konnten wir kaum mehr die Stunde erwarten in welcher der Ausgang gestattet war. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt, namentlich die Aposteluhr, das königliche Schloss, die Sankt Nepomuk Kirche usw. habe ich mir auf Anraten unseres Herrn Dechant ? Pfarrer Josef Zablar, mit dem ich sozusagen ständig in brieflichem Verkehr stand, angesehen. Aber auch der Prager Schinken und das überaus gute Pilsner Bier, welches wir täglich getrunken haben um 20 Heller das Krügel, bleiben mir unvergesslich.

Trotz allem Guten überfiel mich manchmal ein schreckliches Heimweh. Ich wollte doch auch mal nach Hause in die liebe, teure Heimat, zu den lieben Angehörigen, sie zu sehen, ihnen erzählen wie weit ich schon in der Welt herumkam, was ich schon alles mitgemacht, erlebt habe; ja, ausklagen wollte ich mich mal, das Herz ausschütten über alles Unbarmherzige des schrecklichen Krieges.

Die Weiterfahrt an die Front bei Czernovitz

Wir Telefonisten blieben mit unserem alten Herrn General allein beim Stabe und setzten unseren Marsch bis Zablosce fort, wo wir am 6. Dezember einwaggoniert wurden. Am 7. Dezember kamen wir in Lemberg(heute L?viv in der Ukraine) an, wo unser Zug auf einige Stunden anhielt. Wir benutzten die Gelegenheit und besichtigten die Stadt. Nachher setzten wir unsere Fahrt über Stryj, Stanislau, Kolomea fort. Am 8. Dezember kamen wir in Snyatin an, waggonierten aus, marschierten bis Oroscheni, wo wir uns einquartierten. Am 11. Dezem-ber inspizierte Armeekommandant Pflanzer Baltin unsere Division, nachher verblieben wir noch 8 Tage in Oroscheni.

Am 19. Dezember nachmittags 2 Uhr kam unerwartet Befehl zur Einwaggonierung und wir marschierten sofort zur Eisenbahnstation Nepokoloutz, wo wir unserem Befehl rasch nachkamen. Nachts 12 Uhr kamen wir in Czernovitz(Ukraine) an und marschierten noch in derselben Nacht bis in die Nachbarsgemeinde Mahala, wo wir in den frühen Morgenstunden ankamen und uns noch ein wenig ausrasteten(ausruhten).

Am 20. Dezember übersiedelten wir nach Rarance (heute vermutlich Ridkivtsi) und unsere Regimenter übernahmen die Stellung bei Rarance. Auch wurde in Erfahrung gebracht, dass die Russen auf dieser Linie einen Angriff planen, daher wurden unsererseits die größt-möglichsten Vorbereitungen und Vorsichtsmaßregeln getroffen. In das Drahtverhau vor der Linie wurde elektrischer Hochstrom eingeschaltet. Unser Kommando nahm seinen Standpunkt unmittelbar hinter der Schwarmlinie ein, um ja möglich Verbindung mit den Truppen in der Schwarmlinie halten zu können und die Befehle und notwendigen Anordnungen erteilen.

                           Zu Weihnachten 1915 unter Artilleriefeuer der Russen                                   

Am 23. Dezember konnte man ganz genau feststellen wie sich die als Verstärkung beigezogene russische Artillerie auf unsere vordere Linie, auf unsere Batteriestellung und verschiedenen wichtigen Punkten eingeschossen hat.

Am 24. Dezember also auf Christnacht setzte von 12 bis 2 Uhr nachts heftiges feindliches Artilleriefeuer ein, nachher Ruhe. Um 4 Uhr morgens setzte feindliches Artilleriefeuer abermals ein u.zw. besonders heftig. Vielleicht tausend Geschütze nahmen unsere erste Linie in einer Breite von circa einem Kilometer unter Feuer. Die Geschosse heulten und brüllten durch die Luft und hunderte und hunderte von Granaten platzten mit einem ohrenbetäubenden Lärm auf einmal auf unsere Stellungen nieder. Der Himmel war ein Feuer und der Schauer der Nacht machte dieses Höllenspiel noch fürchterlicher. Unsere Mannschaft saß zusammen-gezogen und lautlos in ihren Deckungen, keiner weiß was kommt, was geschieht, ob er in der nächsten Sekunde noch unter die Lebenden zählt.

Das Trommelfeuer hält weiter  an, die Granaten platzen ununterbrochen nieder, manche haargenau in der Stellung. Das Dach des Schützengrabens stürzt ein die Mannschaft unter sich begrabend; Hilferufe werden laut, die Verwundeten jammern aber es traut sich ihnen niemand in die Nähe. Die noch Lebenden kriechen langsam aus dem verhauenen Schützengraben heraus und nehmen Zuflucht in den unzähligen Granattrichtern der verschiedenen schweren Geschosse, denn es heißt, dass auf denselben Platz höchst selten nochmals eine Granate einschlägt.

Volle zwei Stunden hielt dieses allesvernichtende, schreckliche Trommelfeuer an, während dieser Zeit näherte sich die russische Infanterie unseren Stellungen. Nach 6 Uhr verlegte die feindliche Artillerie ihr Feuer mehr rückwärts auf unsere Reservestellungen. Es folgte sodann Angriff auf Angriff. In achtfacher Schwarmlinie rückten die Russen vor und es entstand ein verzweifelter Kampf um unseren total verhauenen und verschossenen Graben. Unser Drahtverhau, somit auch die Hochstromleitung war ebenfalls gänzlich verhauen(zerstört?) und funktionierte absolute nicht.

Unsere verbliebene Mannschaft führte einen erbitterten Kampf und erst dem dritten russischen Ansturm gelang es in unserem Graben Fuß zu fassen. Unsererseits setzte jedoch sofort ein Gegenangriff ein und der Feind wurde hinausgeworfen und dabei einige Gefangene gemacht.Mit unverminderter Heftigkeit dauerte der Kampf um diesen schrittbreiten Graben an. Einmal sind die Unsrigen, dann wieder die Russen Besitzer desselben. Um die Mittagszeit hat der Kampf nachgelassen. Die Russen haben ihre Angriffe eingestellt. Die Kanonen verstummten auf eine kurze Zeit; hie und da krachte noch ein Gewehr.

Nun kamen die Verwundeten und Toten an die Reihe. Welch ein Elend und Jammergeschrei! Gesunde, kräftige Männer liegen tot oder verwundet herum. Kopf -, Lungen- und Bauch-schüsse, abgerissene Arme und Beine sind nichts seltenes. Mein gewesener Zugskommandant Leutnant Tusko kam auch gestützt von seinem Diener mit einem schrecklichen Beinschuss dem Hilfsplatz zu.Nachmittags 4 Uhr setzte der Angriff der Russen aufs Neue ein. Und diese Menschenmetzelei ging Tag für Tag fort.

Es war Weihnachten und Mitten im Gefechtstumult flohen unsere Gedanken weit, weit über Berge und Täler in die liebe Heimat und wir weilten im Geiste, wenn auch nur auf einige Augenblicke bei den Lieben in der Heimat und erinnerten uns der herrlichschönen Weihnachtsfeste, welche wir stets mit Freude im Kreise unserer lieben Angehörigen verbrachten. Auch glaubten wir den Chorgesang einer Engelschar zu vernehmen, die da sangen: <Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden die eines guten Willens sind>. Ja Friede, – du lieber Friede, wie weit bist du von uns!Wir Telefonisten blieben mit unserem alten Herrn General allein beim Stabe und setzten unseren Marsch bis Zablosce fort, wo wir am 6. Dezember einwaggoniert wurden. Am 7. Dezember kamen wir in Lemberg(heute L?viv in der Ukraine) an, wo unser Zug auf einige Stunden anhielt. Wir benutzten die Gelegenheit und besichtigten die Stadt. Nachher setzten wir unsere Fahrt über Stryj, Stanislau, Kolomea fort. Am 8. Dezember kamen wir in Snyatin an, waggonierten aus, marschierten bis Oroscheni, wo wir uns einquartierten. Am 11. Dezem-ber inspizierte Armeekommandant Pflanzer Baltin unsere Division, nachher verblieben wir noch 8 Tage in Oroscheni.

Am 19. Dezember nachmittags 2 Uhr kam unerwartet Befehl zur Einwaggonierung und wir marschierten sofort zur Eisenbahnstation Nepokoloutz, wo wir unserem Befehl rasch nachkamen. Nachts 12 Uhr kamen wir in Czernovitz(Ukraine) an und marschierten noch in derselben Nacht bis in die Nachbarsgemeinde Mahala, wo wir in den frühen Morgenstunden ankamen und uns noch ein wenig ausrasteten(ausruhten).

Am 20. Dezember übersiedelten wir nach Rarance (heute vermutlich Ridkivtsi) und unsere Regimenter übernahmen die Stellung bei Rarance. Auch wurde in Erfahrung gebracht, dass die Russen auf dieser Linie einen Angriff planen, daher wurden unsererseits die größt-möglichsten Vorbereitungen und Vorsichtsmaßregeln getroffen. In das Drahtverhau vor der Linie wurde elektrischer Hochstrom eingeschaltet. Unser Kommando nahm seinen Standpunkt unmittelbar hinter der Schwarmlinie ein, um ja möglich Verbindung mit den Truppen in der Schwarmlinie halten zu können und die Befehle und notwendigen Anordnungen erteilen.

                           Zu Weihnachten 1915 unter Artilleriefeuer der Russen                                   

Am 23. Dezember konnte man ganz genau feststellen wie sich die als Verstärkung beigezogene russische Artillerie auf unsere vordere Linie, auf unsere Batteriestellung und verschiedenen wichtigen Punkten eingeschossen hat.

Am 24. Dezember also auf Christnacht setzte von 12 bis 2 Uhr nachts heftiges feindliches Artilleriefeuer ein, nachher Ruhe. Um 4 Uhr morgens setzte feindliches Artilleriefeuer abermals ein u.zw. besonders heftig. Vielleicht tausend Geschütze nahmen unsere erste Linie in einer Breite von circa einem Kilometer unter Feuer. Die Geschosse heulten und brüllten durch die Luft und hunderte und hunderte von Granaten platzten mit einem ohrenbetäubenden Lärm auf einmal auf unsere Stellungen nieder. Der Himmel war ein Feuer und der Schauer der Nacht machte dieses Höllenspiel noch fürchterlicher. Unsere Mannschaft saß zusammen-gezogen und lautlos in ihren Deckungen, keiner weiß was kommt, was geschieht, ob er in der nächsten Sekunde noch unter die Lebenden zählt.

Das Trommelfeuer hält weiter  an, die Granaten platzen ununterbrochen nieder, manche haargenau in der Stellung. Das Dach des Schützengrabens stürzt ein die Mannschaft unter sich begrabend; Hilferufe werden laut, die Verwundeten jammern aber es traut sich ihnen niemand in die Nähe. Die noch Lebenden kriechen langsam aus dem verhauenen Schützengraben heraus und nehmen Zuflucht in den unzähligen Granattrichtern der verschiedenen schweren Geschosse, denn es heißt, dass auf denselben Platz höchst selten nochmals eine Granate einschlägt.

Volle zwei Stunden hielt dieses allesvernichtende, schreckliche Trommelfeuer an, während dieser Zeit näherte sich die russische Infanterie unseren Stellungen. Nach 6 Uhr verlegte die feindliche Artillerie ihr Feuer mehr rückwärts auf unsere Reservestellungen. Es folgte sodann Angriff auf Angriff. In achtfacher Schwarmlinie rückten die Russen vor und es entstand ein verzweifelter Kampf um unseren total verhauenen und verschossenen Graben. Unser Drahtverhau, somit auch die Hochstromleitung war ebenfalls gänzlich verhauen(zerstört?) und funktionierte absolute nicht.

Unsere verbliebene Mannschaft führte einen erbitterten Kampf und erst dem dritten russischen Ansturm gelang es in unserem Graben Fuß zu fassen. Unsererseits setzte jedoch sofort ein Gegenangriff ein und der Feind wurde hinausgeworfen und dabei einige Gefangene gemacht.Mit unverminderter Heftigkeit dauerte der Kampf um diesen schrittbreiten Graben an. Einmal sind die Unsrigen, dann wieder die Russen Besitzer desselben. Um die Mittagszeit hat der Kampf nachgelassen. Die Russen haben ihre Angriffe eingestellt. Die Kanonen verstummten auf eine kurze Zeit; hie und da krachte noch ein Gewehr.

Nun kamen die Verwundeten und Toten an die Reihe. Welch ein Elend und Jammergeschrei! Gesunde, kräftige Männer liegen tot oder verwundet herum. Kopf -, Lungen- und Bauch-schüsse, abgerissene Arme und Beine sind nichts seltenes. Mein gewesener Zugskommandant Leutnant Tusko kam auch gestützt von seinem Diener mit einem schrecklichen Beinschuss dem Hilfsplatz zu.Nachmittags 4 Uhr setzte der Angriff der Russen aufs Neue ein. Und diese Menschenmetzelei ging Tag für Tag fort.

Es war Weihnachten und Mitten im Gefechtstumult flohen unsere Gedanken weit, weit über Berge und Täler in die liebe Heimat und wir weilten im Geiste, wenn auch nur auf einige Augenblicke bei den Lieben in der Heimat und erinnerten uns der herrlichschönen Weihnachtsfeste, welche wir stets mit Freude im Kreise unserer lieben Angehörigen verbrachten. Auch glaubten wir den Chorgesang einer Engelschar zu vernehmen, die da sangen: <Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden die eines guten Willens sind>. Ja Friede, – du lieber Friede, wie weit bist du von uns!

Die Rückkehr zu meinem Ersatzbatallion nach Klausenburg

So kam es, dass ich mich freiwillig zu meinem Regiment verlangte und am 1. Juli 1915 Prag verlassen habe. Die Reise ging über Wien, Budapest, Szolnok, Großwardein bis Klausenburg, wo sich unser Ersatzbatallion befand. In Klausenburg meldete ich mich im Rekonvaleszen-tenheim, wo ich aufgenommen wurde. In diesem Heim mussten wir schon ausrücken und leichtere Dienste leisten. Auch Urlaub wurde bewilligt.

                                                        Im Ernteurlaub

Am 12. Juli bekam ich einen 14 tägigen Ernteurlaub. Wer hätte mir wohl die Freude abkaufen können die ich hatte als ich nach soviel Leiden, Entbehrungen und Gefahren endlich zuhause bei meinen lieben Eltern, Geschwistern, Verwandten und Bekannten einlangte. Dass mir zuhause nichts abging und ich mit allem Guten nur so überhäuft wurde, brauch ich gar nicht erwähnen. Leider waren die 14 Tage Urlaub allzuschnell vorüber und die Pflicht rief.

                               Zurück bei der Truppe in Klausenburg

Am 27. Juli rückte ich ein nach Klausenburg. Meinen Landsmann Gitzing traf ich auch wieder bei der Kompanie, er hatte wiederholt eine kleine Verwundung gehabt und zwar diesmal an der Nasenspitze. Es begann wieder das militärische Leben. In der Früh zeitlich mussten wir ausrücken und den ganzen Tag waren wir beschäftigt. An dem Rekrutenabrichten hatte ich absolut kein Gefallen, ich konnte nicht so barbarisch umgehen mit der Mannschaft wie das vielfach von einem Unteroffizier velangt wird und so wartete ich nur auf die erstbeste Gelegenheit davon loszukommen.

                                                 Der Telefonistenkurs

Als wir am 15. August 1915 mittags vom Exerzieren von der Hutweide einrückten, kam der dienstführende Feldwebel zur Kompanie mit dem Befehl, dass zwei Unteroffiziere und zehn Mann in den Telefonkurs kommandiert werden. Ich meldete mich sofort und wurde nach einer Schriftprobe auch kommandiert. Im Telefonkurs ging es mir dann bedeutend besser. Ausrücken brauchten wir überhaupt nicht, den ganzen Tag hindurch lernten wir die Zusammensetzung des Telefons, der Apparate, die Entstehung des Stromes, die Morsezeichen u.s.w. Kommandant der Telefonschule war ein Feldwebel namens  Klonda. Zwei volle Monate dauerte unser Kurs.

Nachher wurde ich als Kommandant einer Telefonpatrouille dem XVI. Marschbatallion zugeteilt und ging mit diesem am 16. Oktober 1915 abermals ins Feld. Am 20. Oktober waggonierten wir in der Station Zlocsvo(Krosno?) in Galizien aus. Unsere Division die 51. Honvéd- Infanterie Division, zu welcher das Batallion als Nachschub einrückte, lag in Zlocsvo und Umgebung und wurde infolge der großen Verluste, welche sie in den letzten Tagen erlitten hatte, retabliert. Wir Telefonisten hatten Befehl uns beim Divisionskommando zu melden und unser Telefonmaterial abzugeben und unsere Einteilung abzuwarten. Kompaniekommandant Leutnant Zadravetzky wollte unter keinen Umständen dem Befehle nachgeben und uns von der Kompanie wegzulassen und so hatte ich einen großen Kampf durchzufechten bis ich unserem Befehle nachkommen konnte.

Sämtliche Telefonisten vom Batallion, zwölf an der Zahl kamen beim Divisionskommando zusammen und meldeten sich. Das Telefonmaterial und die Apparate wurden abgegeben. Nachher wurden wir alle in eine Reihe aufgestellt und in einer Weile kam Hauptmann Kalapos(ein Jude) der Kommandant sämtlicher Telefonisten der Division und schritt unsere Reihe ab, jeden Einzelnen nach seiner Zivilbeschäftigung befragend. Wie mir der Einfall gekommen ist, weiß ich heute nicht aber als er mich nach meiner Beschäftigung befragte, rutschte mir das Wort Kaufmann über meine Lippen. Nachher musste ich meinen Namen in sein Notiz schreiben. Da ihm nun die Schrift gefiel und er bestimmt annahm, dass ich einer seiner Glaubensgenossen bin, behielt er mich bei der Division zurück, während meine anderen Kameraden zu den Kompanien eingeteilt wurden.

Am 21. Oktober wurde ich sodann der 201. Brigade als Telefonist zugeteilt und rückte zu derselben ein. Unser Abteilungskommandant war Feldwebel Adam Durst, ein Almás ? Kamaráser Schwabenkind.

                                       Die Fahrt zur Front bei Czernovitz

Als die Division ergänzt war, wurde sie näher zu der Front gezogen. Am 22. verließen wir Zlocsvo, marschierten über Koltov bis Ratisce, wo wir uns einquartierten und Armeereserve bildeten. Das Brigadekommando und wir Telefonisten quartierten uns im Pfarrhaus ein. Die Bewohner der Gemeinde Ratisce waren Polen und katholischer Religion und so besuchten wir häufig ihren Gottesdienst und sonntags besorgten wir manchmal den Kirchengesang während der Messe, natürlich in unserer Sprache.

Neben der Gemeinde war ein großer Teich und da gingen wir in unserer freien Zeit öfter auf Fischfang und es glückte uns so manchmal schöne Kerle zu fangen, welche dann hergerichtet und mit bestem Appetit verzehrt wurden.

Am 8. November rückte Generalmajor Raymund Latzin (ein Siebenbürger) als Kommandant und Generalstabshauptmann Folksházy zu unserer Brigade ein. Am 15. November über-siedelte unsere Brigade nach Popovce, wo wir weiter als Armeereserve verblieben. An der Front war vollkommene Ruhe.

Am 4. Dezember erhielten wir Befehl vom Armeeoberkommando, laut welchem unsere ganze Division südlich verschoben wird.

                             Ein unangenehmer Zwischenfall für unsere Offiziere

Bei dem Abmarsch ereignete sich bei unserem Kommando eine interessante aber für unsere Offiziere recht traurige Geschichte. Die Herrn Offiziere waren nämlich in dem Kastell eines polnischen Großgrundbesitzers, der ebenfalls Offizier war und auch Kriegsdienst leistete, einquartiert. Das Kastell war nicht geräumt; es blieben alle Möbel ? und Einrichtungs ? Gegenstände zurück mit dem Bemerken, solange das Kastell in unserem Besitz ist, d.h. vom Feinde nicht erobert wird, die Herren Offiziere die Zimmer, Einrichtungsgegenstände etc. benützen können, jedoch darauf zu achten haben, dass nichts davonkommt und ein Kommando dem anderen alles restlos zu übergeben hat. Alle Zimmer ? mit Ausnahme von einem, in welchem sich die wertvollsten Gegenstände der reichen polnischen Familie hinter Schloss und Riegel befanden, standen den Herren zur Verfügung. Unsere Herren Offiziere, den General ausgenommen, konnten es jedoch nicht verschmerzen vor unserem Abmarsch nicht auch dem zugeschlossenen Zimmer einen Besuch abzustatten, indem sie die Türe aufbrechen ließen, in das Zimmer eindrangen und die wertvollsten Gegenstände zu sich nahmen und auf ihren Gepäckwagen versteckten. Unserer Brigade war auch ein Gendarmeriewachtmeister zugeteilt, der so manchmal Grobheiten von den Herrn Offizieren einstecken musste. Dieser erlangte Kenntnis von der Geschichte.

Am 3. Dezember abends, als wir uns niederlegten verließ unser Gendarmerist unsere Wohnung ohne über jemanden ein Wort gesagt zu haben. Am 4. Dezember zeitlich früh marschierten wir planmäßig ab und kamen spät abends in Panikwa an, wo wir bei dem Schwager des Popovceer Grundbesitzers Quartier nahmen. Auffallend war uns, dass zirka 10 Gendarmen unsere Wägen sofort als wir ankamen umzingelten und genau darauf achteten, dass von den Wägen nichts verschleppt werde. Auch waren drei Offiziere angekommen vom Korpskommando die sich ebenfalls bei uns einquartierten.

Am 5. Dezember in der Früh als wir unseren Marsch fortsetzen wollten, traten die fremden Offiziere hervor und sagten, dass sie auf Befehl des Armeekommandanten unsere Wägen durchsuchen müssen und bevor das nicht geschehen ist, darf niemand wegfahren. Unser General war höchst erstaunt über diese Anordnung, da er von der ganzen Geschichte keine Kenntnis hatte. Er ließ seinen Gepäckwagen als ersten vorfahren und durchsuchen; gefunden wurde natürlich nichts. Nun kamen die Wägen der Herrn Ofiziere Folkusházy, Bohnarcsícs und Mannó an die Reihe. Zur größten Überraschung wurden da goldene und silberne Uhren, Essbestecke, feine Unterwäsche, Pferdedecken u.s.w. zu Tage gefördert. Der Gendarmerie Oberst erklärte nun alle drei Herren als verhaftet und führte sie dem Armeekommando ein.Gesehen und nicht mehr! Es soll ihnen später eine ziemlich große Strafe zuteil geworden sein.