Das erste öffentliche Schulgebäude in Deutschsanktpeter stand laut Hans Herrschaft[1] seit 1737 neben der ersten Kirche (Haus Berger).
Die Schule während der Kameralverwaltung
1737 | 1778
Das erste öffentliche Schulgebäude in Deutschsanktpeter stand laut Hans Herrschaft[1] seit 1737 neben der ersten Kirche (Haus Berger). Anfangs unterrichteten ?geschulte? Handwerker und entlassene Militärs, die „Ludi Magistri?. Sie versahen auch den Kantordienst (ab 1724 in den Schematismen). Der Schulmeister war auch gleichzeitig Kantor, Gemeindeschreiber, Messner und Glöckner. Außerdem hatte seine Frau die Hostien zu backen und die Messgewänder zu waschen.
Als erster Lehrer ist Grain Paul aus dem Jahre 1737 bekannt.
Ab 1737 sind uns die Namen folgender Lehrer bekannt[2]:
-1737: Paul Grain,
-1763: Georg Grabherr,
-1770: Josef Fohr,
-1776: Johann Liechtenberger,
Im Jahre 1776 hatte Lehrer Johann Liechtenberger 83 Schüler. Als Entlohnung bekam er 70 Gulden, 30 Metzen Weizen und 7 Klafter Holz.
Erst ab 1774 wurde die „Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-,Haupt- und Trivialschulen eingeführt, worin eine allgemeine Schulpflicht für alle Kinder und der Umfang des zu vermittelnden Wissens festgelegt wurde.
Die konfessionelle Schule
1777 | 1899
Durch den Anschluss des Banats an das Königreich Ungarn im Jahre 1778 trat an Stelle der ?Allgemeinen Schulordnung? die in Ungarn seit 1777 eingeführte ?Ratio Educationis? [5, Schule, S.11]. Diese Schulordnung sah vor, dass der Pfarrer zugleich auch die Funktion des Schuldirektors innehatte. Gleichzeitig wurde die ungarische Sprache zur Hauptsprache in mehrsprachigen Orten. Der langanhaltende Prozess der Magyarisierung führte zu erbittertem Widerstand bei der deutschen wie auch allen anderen Volksgruppen im Banat.
Das Dokument Sig. N.B. ad. Nr. 4828 aus dem Jahre 1778 der Kanzlei der Ungarischen Landesregistratur beschreibt den Zustand der deutschen Schulen im Banat [3].
Ein in lateinischer Sprache verfasstes Dokument aus dem Jahre 1784 bezeugt, dass die Schule in Deutschsanktpeter zweckentsprechend eingerichtet war.
In diesem Zeitraum wirkten in unserer Schule folgende
Oberlehrer [2]:
-1784 : Franz Werner,
-1787 : Josef Hetterich,
-1788 : Josef Dallinger,
-1794 : Johann Hellgeth,
-1802‑04: Jakob Schüler‑Schiller,
-1804‑05: Franz Xaver Cserny,
-1805‑09: Michael Kirch,
-1809-11: Anton Bernatzky,
-1811‑14: Josef Raaber,
-1814‑24: Martin Tisch,
-1824‑28: Peter Werner,
-1833‑35: Johann Fanderlich,
-1836‑37: Ernst Hanich,
-1838‑76: Peter Bertram.
Als Lehrer sind angeführt[2]:
-1819‑20: Johann Martin,
-1822‑24: Peter Zech,
-1824‑28: Jakob Weber,
-1833‑34: Ernst Horvath;
-1836 : Ludwig Letzeis,
-1847‑52: Johann Sauer,
-1853‑54: Matthias Kimmel,
-1854‑55: Josef Weber,
-1857 : Stefan Weber,
-1858‑63: Josef Steinbrunn,
-1863‑70: Michael Durst,
1805 wurde ein größeres Schulgebäude für 120 Kinder gebaut.
1828 wurde das bestehende Schulgebäude mit einem zweiten Klassenraum, für insgesamt 140 Schüler, erweitert.
1860 wurde das jetzige Schulgebäude errichtet. Es hatte 4 Lehrsäle und eine Lehrerwohnung.
1867 wurde der Unterricht auf 6 Klassen ausgeweitet.
1868 trat das Nationalitätengesetz in Kraft, das den Unterricht in der Muttersprache der verschiedenen Nationalitäten Ungarns vorschrieb.
1885 wurde das Schulgebäude erneut erweitert, da schon über 400 Kinder die Schule besuchten.
Durch eine Schenkung der Familie Nesmerak bekam die Gemeinde auch einen Kindergarten („Ovoda?), der sich neben dem Kulturhaus befand.
Zahl der Schulpflichtigen
Jahr Schüler Jahr Schüler
1765 80 1827 293
1778 83 1828 308
1784 75 1835 319
1787 53 1844 373
1788 133 1846 353
1794 156 1847 293
1802 138 1848 303
1805 165 1851 239
1807 188 1852 253
1808 206 1853 264
1809 219 1854 276
1811 201 1855 276
1812 220 1857 270
1813 225 1858 280
1814 19? 1859 334
1815 304 1861 340
1816 322 1863 350
1817 318 1865 323
1818 330 1866 339
1819 326 1868 314
1820 342 1870 367
1821 291 1873 381
1824 179 1880 360
1825 195 1883 360
1886 446
1889 458
Bis 1775 gab es keine Schulpflicht.
Die Gemeindeschule
1899 | 1918
Im Jahre 1899 wurde die konfessionelle Schule zusammen mit den Lehrkräften von der Gemeinde übernommen. Bei der Übernahme hatte der Lehrkörper folgende Struktur:
Alexander Bertram 1871 ? 1919 Oberlehrer und Kantor
Franz Bayer 1871 ? 1919 Lehrer
Franz Károly 1878 ? 1911 Lehrer
Laura Kropatschek 1882 ? Lehrerin
Johann Taub 1899 | 1923 Lehrer
Josef Hamerak | 1924 Lehrer
Peter Kern Lehrer
Katharina Gehl Lehrerin
Josef Fohr 1911 ? Lehrer
Im Jahre 1907 kam das sogenannte ?Ápponyi-Schulgesetz? heraus, das den Unterricht in der Muttersprache erneut verbot und die ungarische Sprache als verpflichtende Unterrichtsprache vorsah. Doch schon bald, nach dem 1.Weltkrieg, sollte sich alles wieder ändern als Ungarn große Teile des Banats an Rumänien verlor (Frieden von Trianon).
Die Staatsschule
1919-1944
In den Karlsburger Beschlüssen vom 1.Dezember 1918 wurde den Minderheiten in Rumänien Unterricht in der Muttersprache versprochen, was auch schon 1919 umgesetzt wurde. Lehrer Fohr Josef übernahm 1919 bis 1944 die Leitung der Schule.
Der Lehrkörper hatte folgende Zusammensetzung:
-Josef Fohr: 1919 | 1950 Direktor
-Josef Hamerak | 1924 Lehrer
-Anton Hamerak ? 1959 Lehrer
-Maria Hamerak 1924 | 1960 Lehrerin
-Magdalena Zdiarsky (geb.Hensel) 1934 | 1967 Lehrerin
Nach der Angliederung von Teilen des Banats an Rumänien wurde im Schuljahr 1920/21 Rumänisch als Unterrichtssprache eingeführt.
1923 wurden die Schulen laut Gesetz verstaatlicht, und die 7. Klasse eingeführt.
Im Schuljahr 1927/28 wurde im Rahmen der deutschen Schule eine rumänische Abteilung gegründet, welche von Lehrer Anton Hamerak fast 10 Jahre geleitet wurde. Die rumänische Abteilung wurde von rumänischen, ungarischen, serbischen, jüdischen und „Zigeuner“-Kindern besucht.
Im Schuljahr 1937/38 wurde die ungarische Schülerschaft aus der rumänischen Abteilung herausgelöst und eine eigene Abteilung unter der Leitung der Lehrerin Aurora Berecz gegründet.
1935 besuchten 326 Kinder die Schule.
1942 ging die Schule an die Volksgruppe über und wurde 1945 aufgelöst.
Die Schule nach 1945
Im Schuljahr 1944/1945 gab es für die Schüler der deutschen Schule in Deutschsanktpeter eine Zwangspause. Der Grund war, dass die deutschen Lehrkräfte zur Disposition gestellt wurden (in Wartestand versetzt).
Der Lehrkörper der deutschen Schule wurde im Jahre 1946 wieder vollständig eingesetzt und bestand aus folgenden Lehrern:
-Mathias Lindner 1948 | 1950 Direktor
-Josef Fohr 1919 | 1950 Lehrer / Direktor
-Anton Hamerak | 1959 Lehrer
-Maria Hamerak 1924 | 1960 Lehrerin
-Magdalena (Hensel) Zdiarsky 1934 | 1967 Lehrerin
Im Jahre 1947/1948 kam in Deutschsanktpeter die Schulreform zur Geltung, was zur Neueröffnung der deutschen Schule führte. Der erste Direktor der deutschen Schule war von 1948-50 Lindner Mathias. Er wurde im Schuljahr 1949/1950 von Josef Fohr abgelöst.
Josef Fohr, der der Schule unserer Gemeinde über ein Vierteljahrhundert vorstand, wurde 1950 pensioniert.
Neuer Direktor wurde Wilhelm Beitz. Unter der Leitung von Direktor Wilhelm Beitz wurde vom Schuljahr 1950/1951 bis 1956/1957 der deutsche Schulunterricht ausgebaut und dessen Qualität verbessert.
Während seiner Amtszeit wurden folgende Lehrer neu eingestellt:
-Nikolaus Bauer, 1955
-Herbert Philipp, 1956
-Adam Gerner, 1955
-Elisabeth Zappel (Leonhard) 1955
-Anton Porst 1955
Unter seiner Leitung wurde 1950 das Internat der Schule gegründet. Es diente der Unterbringung von Schülern der umliegenden Gemeinden Saderlach, Monostor, Kleinsanktpeter, Sekeschut und Großdorf, die wegen mangelnder Schülerzahl selbst keine Möglichkeit hatten, den 2. Zyklus ihrer Schulen (5. | 7. Kl.) auszubauen. Dadurch wurde Deutschsanktpeter zum Zentrum des deutschsprachigen Unterrichts im Umkreis.
Das Internat mit Platz für 60 Schüler war ein wichtiger Eckpfeiler der Schule, denn allein durch die Schülerzahl aus Deutschsanktpeter wäre die Oberstufe nicht zustande gekommen.
Im November des Jahres 1957 gab Direktor Wilhelm Beitz die Schulleitung an Lehrer Anton Porst ab. Im September 1958 übergab Lehrer Anton Porst die Schulleitung an Lehrer Wendelin Suck ab, der bis in die neunziger Jahre an der Schule tätig war.
Ab 1964 wurde die 8. Klasse als Pflichtschulzeit eingeführt.
Ab dem Jahre 1968 wurde das Einschulungsalter auf 6 Jahre herabgesetzt (bisher 7 Jahre).
Die Schule von Deutschsanktpeter hatte unter Direktor Suck eine deutsche Abteilung mit 8 Klassen, eine rumänische Abteilung mit 8 Klassen und eine ungarische Abteilung mit 4 Klassen.
Der Lehrkörper der deutschen Abteilung wurde mit neuen Lehrkräften erweitert:
-Hildegard Lindner
-Josef Franz Klepp 1966
-Nikolaus Höckl
-Annemarie Knill
-Josef Hartmann 1969
-Egon Tasch
-Anita Tasch (Schepp)
-Veronica Mayer
-Rosalia Seifert
Nachdem im Jahre 1970 im Internat der Schule nur noch 46 Schüler untergebracht waren, wurde durch eine neue Verordnung, wonach Internate erst ab 100 Schülern zugelassen sind, auch das Internat der Schule von DSP geschlossen.
Durch das Ausbleiben der auswärtigen Schüler und die stetige Verringerung der Zahl der deutschen Schüler (bedingt durch Auswanderung der deutschen Familien), begann nach 1975 die Auflösung der deutschsprachigen Hauptschulabteilung, beginnend mit der 5. Klasse. Direktor Suck wurde an die deutsche Grundschulabteilung versetzt. Er blieb weiterhin stellvertretender Direktor der Schule. Direktor über alle drei Abteilungen der Schule in Deutschsanktpeter wurde Emil Pintea.
An die rumänische Abteilung wurden folgende Lehrer versetzt:
-Anita Tasch
-Egon Tasch
-Anton Porst
Das Schuljahr 1979/1980 ergab ein völlig neues Bild in der Schulgeschichte der Ortschaft Deutschsanktpeter: eine vollständige rumänische Abteilung, eine auf zwei Lehrerstellen geschrumpfte deutsche Grundschulabteilung und die mit einem Lehrer arbeitende ungarische Abteilung.
Die deutsche Grundschule umfasste in allen 4 Klassen eine Gesamtzahl von nur 25 Schülern.
Mit Ausnahme der Lehrerin Hildegard Lindner und des Lehrers Wendelin Suck waren alle restlichen deutschen Lehrer in die BRD ausgesiedelt.
Nach der großen Auswanderungswelle im Jahre 1990 hat auch die deutsche Grundschule in Deutschsanktpeter ihren Unterricht eingestellt.
Direktor Emil Pintea gab die Direktion an seinen Kollegen Petru Brad ab, der dieses Amt fast zehn Jahre innehatte. Nach ihm übernahm Direktorin Nichici die Schulleitung.
Kulturelles Schulleben
Nicht nur im Unterricht sondern auch auf kultureller Ebene erbrachten die deutschen Lehrer der Gemeinde beachtliche Leistungen. Sie waren Organisatoren, Texter, Bühnenbildner und Regisseure, aber auch Darsteller und Sänger. Es fanden zu verschiedenen Anlässen Theatervorstellungen, Volkstänze in Deutschsanktpeterer Tracht, so wie Gesangs- und Konzertwettbewerbe zwischen den Schülerchören und -orchestern des Kreises statt.
Siehe auch das Bildmaterial unter Fotos: Schule
Quellennachweis
[1]. Herrschaft, Hans: Das Banat, Verlag Grenze und Ausland, Berlin 1940
[2]. Petri, Anton Peter: Herkunftsorte der Deutschsanktpeterer Kolonisten,
Verlag Mühldorf/ Inn, 1992
[3]. Becker J., Gitzing L., Klepp J. F., Schmidt G.: Heimatbuch der
Gemeinde Deutschsanktpeter im Banat / Rumänien, Hrsg. H.O.G.
Deutschsanktpeter 1991, GELKA- Druck und Verlags GmbH, Ettlingen
[4]. Friesenhahn, Walter: Chronik und Heimatbuch der Gemeinde
Deutschsanktpeter, Neumarkt 2009 auf CD
[5]. Milleker, Felix: Kulturgeschichte der Deutschen im Banat. 1716 | 1918.
Verlag der Artistischen Anstalt J. G. Kirchner?s Witwe; Druck der
Banater Buchdruckerei; Werschetz, 1930