Sânpetru German   

Kapitel 1: Kriegserlebnisse 1914 – 1918

Auch in unserer Gemeinde wird die allgemeine Mobilisierung mittels Trommelschlag und Plakaten kundgemacht

(kurz zusammengefasst aus meinen Tagebüchern)
von Bönisch Zacharias aus Deutschsanktpeter

Die Mobilmachung
28. Juli 1914
Auch in unserer Gemeinde wird die allgemeine Mobilisierung mittels Trommelschlag und Plakaten kundgemacht. Diese Publikation rief begreiflicherweise eine große Bestürzung und Aufregung hervor. Scharenweise versammelten sich die Bewohner unserer Gemeinde um die zwar nicht unerwartete aber dennoch niederschmetternde Nachricht zu besprechen. Am allerschmerzlichsten empfand man, dass alle Militärpflichtigen bis zum 42. Lebensjahr einzurücken hatten. Es war Druschzeit. Die jungen Männer mussten alles stehn und liegen lassen und mit dem nächsten Zuge zu ihren Regimentern einrücken. Als am nächsten Morgen der Frühzug mit welchem unsere Militärpflichtigen ihre teure Heimat verließen, einrollte, setzte ein unbeschreibliches Wehklagen und Jammergeschrei ein. Die Weiber und Kinder weinten bitterlich, galt es doch Abschied zu nehmen, Abschied: vielleicht für immer und ewig!  Zogen doch die Männer in den Krieg, wo täglich und stündlich Lebensgefahr drohte. Ich stand im 20. Lebensjahr und wäre ein Jahr später zur Assentierung gekommen. Da die Kämpfe aber schon im Monat August mit voller Wucht geführt wurden, dauerte es gar nicht lange und es musste Ersatz nachgeschoben werden. So kam es, dass auch mein Jahrgang anfang  Oktober assentiert und am 27. schon einrücken musste.

In Arad versammelten wir uns in der gewesenen Honvédkaserne, wo wir unsere Einteilung bekamen. Ich wurde von meinen Landsleuten und Rekruten allein dem 2. Honvéd Infanterie-Regiment zugeteilt. Als wir alle unsere Einteilung hatten, wurde von den Angehörigen Abschied genommen, sodann packten wir unsere schweren Koffer auf den Rücken und gingen unter Führung eines Unteroffiziers zur Bahnstation, wo wir einen Lastwaggon bestiegen und in der Nacht abdampften. Früh morgens kamen wir in Békés Gyula an, entstiegen dem Zuge und wurden durch unseren Begleiter in die Husarenkaserne in einen großen Stall geleitet, wo wir unser Quartier zugewiesen bekamen. Auf beiden Seiten des Stalles lag Stroh und auf dem Stroh mussten wir Lager nehmen. Wir konnten uns zwar mit dieser unserer neuen Lage schwer abfinden, aber wir waren eben Soldaten und damit Basta!

Als Zugskommandant wurde uns Fähnrich Tuskó zugeteilt. Unteroffiziere hatten wir einige, leider auch grobe Flegel unter ihnen, denn beim Militär galt es: grob sein und hart schreien, dann konnte man es auch zu etwas bringen.
Nähere Landsleute hatte ich unter meinen Rekruten einen gewissen Farkas aus Mailat und einen Kovács Pista aus Merzydorf. Später rückte sodann auch mein Landsmann Mathias Gitzing, ein aktiver Korporal zu meiner Kompanie ein. Er hatte schon eine leichte Verwundung gehabt und war schon genesen. Dieser nahm mich sodann des öfteren in Schutz und ich musste nicht alle Dummheiten, welche an den armen Rekruten angewendet wurden mitmachen.