Landsmann Walter Friesenhahn hat uns das von ihm erarbeitet 16-teilige Werk „Chronik & Heimatbuch“ der Gemeinde Deutschsanktpeter zur Verfügung gestellt. Diese werden nun Schritt für Schritt im Portal zur Verfügung stellen. Des Weiteren gilt hier auch der Dank an Herrn Ewald Hensl, welcher uns bei der Erarbeitung tatkräftig unterstützt.
Vorwort
Es sind fast 300 Jahre vergangen, seit eine größere Einwanderungsgruppe am 4. Juli 1724 von Wien – Budapest – Szegedin und über Perjamosch kommend in Deutsch Sankt Peter im Banat eingetroffen ist.
Der Gedanke, diese Chronik zu schreiben, besteht seit den großen Veränderungen, die durch den Zweiten Weltkrieg und dessen Begleiterscheinungen in unserer Heimat eingetreten sind: totale Enteignung, Verschleppung in die Sowjetunion und Rechtlosigkeit, Verunglimpfungen sowie systematische Überfremdung.
1982 hatte ich „Eine kleine Heimatgeschichte“ nach Daten geschrieben, Daten, die ich bereits 1940 in einem Schulaufsatz „Mein Heimatort“ anhand eines Zeitungsartikels von Zaharias Bönisch aufgezeichnet und seither weiter und immer wieder mit Material ergänzt hatte.
Die Lebensmöglichkeiten in freier Entscheidung für Volkstum, Glaube, Sitten und Gebräuche wurden immer geringer, so dass die Heimat zur Fremde wurde. Sehr viele haben deshalb schon ihr geliebtes Zuhause verlassen und sind mit fast nichts in die Urheimat ihrer Ahnen gezogen, damit ist die Geschichte der Schwaben auch im nördlichen Teil des Banats zu Ende gegangen.
Für alle, die sich mit dem Gedanken befassten, etwas über die Gemeinde zu veröffentlichen, gleich Bönisch Zaharias und Lehrer Hamerak Anton, war es klar, dass einer allein dieses Werk nicht bewältigen kann. Da ist die Arbeit zu umfangreich. Es sind daher nur Teilbereiche veröffentlicht und leider durch Unkenntnis und Gleichmut noch viel mehr vernichtet worden.
Diese Chronik soll Dank und Anerkennung an unsere Ahnen sein, Dank und Anerkennung für ihre Leistungen, ihren Fleiß, ihre Ausdauer und Redlichkeit in der Zeit von der Urbarmachung des Bodens bis zur Blüte ihres Gemeinwesens in unserem Heimatort.
Natürlich gab es viele Rückschläge, Hochwasser, Seuchen, Schlechtwetterjahre. Trotzdem haben sie nie verzagt, und ihr Schicksal immer wieder zum Guten gewendet.
Dieses Buch sei für die jetzt noch lebenden Landsleute überall in der Welt ein Nachschlagewerk für Erinnerungen. Es ist die Erlebnisgeneration der größten Umwälzungen, die es je in der Welt gegeben hat.
Zum Studium der Tagesabläufe der damals noch von privat und selbständig geführten bäuerlichen und handwerklichen Betriebe soll es für unsere Kinder und Kindeskinder eine Sammlung sein, welche die Leistungen und das Leben ihrer Vorfahren während fast drei Jahrhunderten im Vielvölkermeer Südosteuropas vorzeigen und darlegen, dass sie durch ihre Tüchtigkeit, ihren Familiensinn und durch Friedensliebe ihr Schicksal stets vorbildlich gemeistert haben, mit den anderen Völkern in diesem Raum in Frieden und Freundschaft zusammenlebten, ihren eigenen Sitten, Gebräuchen und Religion treu blieben, und die anderer Völker achteten. In manchen größeren Dörfern waren drei Kirchen in der Ortsmitte. Es war ein Beispiel, wie man das Europa der Zukunft gestalten könnte. Das Banat, von der Größe Belgiens, war nie ein selbstständiger Staat gewesen, aber die vier größten Volksgruppen haben sich vertragen. Das Unglück kam immer von auswärts.
Unsere Ahnen verdienen es, dass man ihre schwere mühevolle Arbeit würdigt. Die Chronik soll ein bleibendes Denkmal sein auch für die fast zwanzigtausend Toten, die auf den vier Friedhöfen zurückgeblieben sind.
Als Aufgabe bliebe, auch den Friedhof mit allen Gräbern zu erfassen, bevor sie verschwinden. Die Gemeindedokumente und Steuerlisten sind auch nur teilweise ausgewertet, ebenso die Hausnummern und die Historia Domus sowie die Funde aus der Gemeinde im Arader Museum, ebenso die Archive des Bezdiner Klosters und der katholischen Diözöse in Temeswar und Tschanad.
Auch in Budapest und Wien lagern noch viele unausgewertete Dokumente. Eine Erfassung der Häuser mit ihren ehemaligen Einwohnern wäre ein weiterer Auftrag. Georg Schmidt arbeitete schon daran, er ist aber leider verstorben. Ebenso sollte man die Aussiedler, Auswanderer mit den jetzigen Wohnorten erfassen, ebenso die Gedenktafeln für Persönlichkeiten in der Kirche. Da sind uns viele Gemeinden weit voraus.
Die Bilder dieser Chronik mögen unser Heimatgefühl stärken, damit die inneren Bande zu unserer Heimat nicht reißen, denn jede Zukunft kann nur aus den Wurzeln der Vergangenheit genährt werden.
Unsere Gemeinschaft ist heute über die ganze Welt zerstreut, aber in der Erinnerung lebt unser „Zamphedr“ weiter. Mein besonderen Dank gebührt Frau Ingrid Edith Kirch, für die Ratschläge zu dieser Arbeit .
Ein herzliches „Dankeschön“ auch an alle, die mir geholfen haben mit Beiträgen und auch mit Bildern.
Neumarkt, im April 2009
Walter Friesenhahn