Sânpetru German   

Historische Zeittafel Deutschsanktpeter

Deutschsanktpeter – Zeittafel

1724 1. Ansiedlungsdokument (Wasy 9.02.1724): Siedler aus Lothringen und Pfalz gründen Sankt-Peter, eine Siedlung mit 40 Häusern im sumpfigen Maroschtal, umgeben von der Arankaschleife, zwischen Monora (Munar) und Felnak. Der Pfarrer Caesar Lacour aus Lothringen ist von Anfang an dabei. 1. Bethaus im Ortskern (am heutigen Schwarzen Kreuz).

1728 in der Frankengasse, spätere Gruußgass, wird eine Holzkirche gebaut. Sie wird mit einer
25 kg schweren Glocke bestückt.

1737 neue Siedlergruppe aus der Pfalz und dem Schwarzwald (2. karolingischen Siedlungswelle) versucht bei Munar Häuser zu bauen. Das Kloster Bezdin verweigert die Landzuteilung. Siehe dazu auch „Auseinandersetzungen mit dem Kloster Bezdin“ auf www.deutschsanktpeter.de

1738 Pestepidemie im Banat, viele Opfer auch in Sankt-Peter. Pestfriedhof im Wald. Abriegelung der Dörfer.

1741 große Überschwemmung der Marosch. Neuer Friedhof (3.) am schwarzen Kreuz. Sumpffieber (Malaria) breitet sich aus.

1744 Beginn der Matrikelaufzeichnungen durch Pfarrer Franz Komarony. Tauf-, Heirats-, und Sterbematrikeln. In Sankt-Peter leben 80 Familien (405 Einwohner).

1749 Deich zum Schutz vor Hochwasser der Marosch wird in 4 Jahren erbaut. Robot der Dorfeinwohner eingefordert.

1764 34 neue Häuser für Ansiedler aus Elsass-Lothringen und dem Schwarzwald werden gebaut.

1766 Sankt-Peter hat 1026 Einwohner.

1769 10 Familien mit 45 Personen aus der Pfalz siedeln sich in Sankt-Peter an. Die Marosch ist ein wichtiger Transportweg für den Salzhandel (Schiffe und Flöße).

1772 Sankt-Peter hat 1140 Einwohner und 176 Häuser. Ruhrepidemie mit 150 Toten in Sankt-Peter. Intensivierung der Trockenlegung durch Drainage der Aranka.

1774 Kirchenbau auf Kosten der Kameralherrschaft. Kirchweihe den Aposteln Peter und Paul zur Zeit des Pfarrers Herdegen (1776 unter Taufbecken begraben). Kirchturmuhr 1825, Orgel mit 12 Register (Anton Dangl) 1860.

1785 4. Friedhof (heutiger Friedhof) angelegt. 1838 wird die Friedhofsmauer gebaut, 1875 Kapelle gestiftet von Rochus Schmitz (Rochuskapelle). Das Kreuz auf dem Kalvarienberg wurde von Familie Nikolaus Schmidt gestiftet.

1788-90 Choleraepidemie, 100 Tote in Sankt-Peter. Die Pocken grassieren immer wieder im Banat, auch in Sankt-Peter gibt es viel Pockentote. Es gibt noch keine Pockenimpfung.

1805 Bau einer neuen Schule für 120 Kinder.

1810-12 Trockenlegung des südlichen Ortsteiles, Bau von 62 neuen Häusern (Vorstadt).

1815 Jahr ohne Sommer, der Ausbruch des Tambora-Vulkans in Indonesien führt zu einer Staubwolke um den Globus, die den ganzen Sommer die Sonne verdunkelt. Es schneit im Sommer, Folge: Missernte.

1820 das erste Wirtshaus in der „Elsgass“ (heutige orthodoxe Kirche) wird eröffnet, benannt nach dem Inhaber Els (ehemals Elsen, 1770 aus Würzburg nach Sankt-Peter gekommen). Auch hier erfolgten davor Entwässerungsarbeiten.

1824 100 Jahrfeier. Die 40 Dorfältesten werden zum Essen eingeladen. Der Name des Dorfes wird jetzt Deutsch-Sankt-Peter, in Abgrenzung zu anderen Dörfern mit gleichlautenden Namen.

1828 Steuerkonscription: in Deutsch-Sankt-Peter sind 164 Landwirte, 39 Handwerker und 2 Händler, Bau einer 2. Schulklasse.

1830 Abwanderungen nach Munar und Sekeschut.

1831-36 die Cholera bricht mehrfach aus.

1843 36 Familien ziehen nach Kleinsanktpeter (Totina) und verpflichten sich dort zum Tabakanbau.

1847 es leben 223.000 Deutsche im Banat (19,5% der Bevölkerung).

1848 während der Revolution halten sich Truppen in Deutschsanktpeter auf. 9 Generäle der Aufständischen werden in der Arader Festung gehängt.

1850 die erste Blaskapelle wird gegründet.

1851 auf der Marosch fährt das erste Dampfschiff.

1853 61 neue Häuser werden in der „Neigass“ gebaut. Der Frondienst wird abgeschafft.

1854 in der „Mundschergass“ wird ein Postamt eingerichtet, ab 1855 in die „Hauptgass“ verlegt.

1858 die Gemeinde baut eine neue Schule mit 3 Klassen (heutiger Standort), Viehkrankheit Rotz. Fortschritte in der Landwirtschaft: Eisenpflug und Sense.

1859 Hungersnot wegen Dürre

1859 Wendel Bönisch (Dorfrichter) schreibt „Die Geschichte des Ortes Deutsch Skt. Peter“ 14.08. 1859 (Archiv der Nationalbibliothek Budapest):
-es bestehen 420 Häuser mit 1962 Einwohnern, alle röm.-kath. bis auf 6 israelitische Familien.
-das „gewöhnliche Alter“ liegt bei 40-50 Jahre.
-die Marosch spielt im Laufe der Jahreszeiten mit ihren Hochwasserständen und Überschwemmungen eine große Rolle. Es gibt 12 Maroschmühlen.
-die Gemeinde hat 8341 Joch Grund, davon 3246 Joch Ackerfeld. 2761 Joch Wald (KK-Eigentum).

1863 einige Dürre-Jahre mit Hungersnot.

1864 Kalmar Antal verfasst einen Bericht zur Entstehung der Ortsnamen und gibt eine geographische Ortsbeschreibung: Der Rechberg im Osten (Richtung Felnak) und der Wolfsberg im Westen (Richtung Munar) sind Teile des ursprünglichen Maroschufers. Der Arankagraben drainiert die im Tal gelegenen Dorfflächen. Der Ursprung des Ortsnamens Sankt-Peter ist unklar (Archiv der Nationalbibliothek Budapest).

1866 Choleraepidemie.

1867 Ausgleich der Donaumonarchie mit Ungarn. Das Banat gehört jetzt zu Ungarn. Allgemeine Wehrpflicht eingeführt.

1875 Heuschreckenplage, 1. Apotheke im Dorf.

1876 neues Gemeindehaus am jetzigen Standort. Fortschritte in der Landwirtschaft: Dreifelderwirtschaft, Naturdünger, 1. Dreschmaschine.

1879 Ungarisch wird Pflichtsprache in der Schule.

1880 2757 Einwohner, teils 200 Geburten/Jahr.

1881 Sparkassen- und Kreditverein gegründet.

1882 die Reblaus vernichtet die Weinreben. Ab 1890 gibt es resistente Weinreben.

1880-1910 300 Einwohner (12% der Bevölkerung) wandern nach Amerika aus.

1892 Gründung des Leichenbestattungsvereins.

1895 das Dorf hat 1773 Maulbeerbäume (als Futter für die Seidenraupenzucht).

1900 die Rasse „Deutsches Edelschwein“wird eingeführt (bisher Mangalitzarasse), Hengstgestüt (Mezöheyes) der Noniusrasse in der Reitschulgass (20 Hengste).

1907 508 Häuser und 2801 Einwohner, 7945 Joch Feld.

1910 die Eisenbahnlinie Arad-Großkikinda mit Bahnhof in Deutschsanktpeter wird eingeweiht.

1914-18 1. Weltkrieg an der Seite von Österreich-Ungarn. 72 gefallene Soldaten aus dem Dorf.

1919 Friede von Trianon führt zu Banat-Teilung. Deutsch Sankt Peter gehört jetzt zum rumänischen Banat, im „neuen Dorf“ („Kanaada“) werden 100 neue Hausplätze ausgewiesen.

1920 am 10. Juli brennt der Dachstuhl des Gemeindehauses, es werden wertvolle Archivunterlagen vernichtet.

1924 200 Jahrfeier von Deutschsanktpeter am 6.-7. September mit vielen Gästen und Gastvereinen.

1925 Wandmalereien der Kirche durch Charles M. Reisman erneuert und von dem Arader Maler Soos im Jahre 1938 restauriert.

1928 Firmung mit Bischof Pacha – 328 Firmlinge.

1929 Gründung des röm.-kath. Jugendvereins, des Mädchenkranzes und der freiwilligen Feuerwehr.

1930 Bau des Artesibrunnens

1931 Gründung der Verwertungsgenossenschaft.

1932 auf dem Friedhof wird das Kriegsopferdenkmal für die 72 Gefallenen im 1. Weltkrieg feierlich eingeweiht. Der Nationalsozialismus verbreitet sich im Banat.

1935 2634 Einwohner: 1940 (75%) Deutsche, 450 Ungarn, 202 Rumänen, 23 Serben, 9 Juden. Das Dorf hat 5 Wirtshäuser, 6 Kaufläden, 2 Bäckereien, 3 Metzger, 2 Mühlen, 4 Schmiede, 5 Schlosser, 15 Maurer, 3 Maler, 3 Zimmerleute, 14 Barbiere. Erstes Radio im Dorf beim „RadioValtin“. Wirtschaftliche Blüte im Banat. Große Exportleistungen an Getreide und Mastschweinen.

1936 die orthodoxe Kirche im ehemaligen Els Wirtshaus wird geweiht, Popa Dranau ist der Geistliche der orthodoxen Gemeinde.

1939 2. Weltkrieg an der Seite Deutschlands. Volksgruppe und Jungvolk auch in Deutsch Sankt Peter aktiv. Gründung der Raiffeisen-Genossenschaft.

1943 Wehrpflicht der Rumäniendeutschen bei der Wehrmacht. 200 Jugendliche und Männer werden eingezogen (12% der männlichen Bevölkerung des Dorfes).

23.08.1944 Sturz des Antonescu-Regims. König Mihai erklärt Deutschland den Krieg.

9/1944 Durchzug russischer Truppen durch Deutschsanktpeter, Plünderungen. Über die Marosch wird eine Holzbrücke gebaut. Das Dorf muss helfen. Aus Deutschsanktpeter fliehen keine Familien vor den heranrückenden Truppen.

15.01.1945 Deportation der Deutschen Bevölkerung (80.000 Frauen und Männer aus Rumänien) zur Zwangsarbeit nach Russland. Order 7161. Aus Deutschsanktpeter werden 318 Menschen deportiert. Bis 1950 kehren 75% zurück. 36 Männer und 11 Frauen sind in Russland gestorben. Im 2. Weltkrieg sind 84 Soldaten gefallen (rumänische Armee und deutsche Wehrmacht).

3/1945 Bodenreform. Vollständige Enteignung der Rumäniendeutschen.

1945-48 heimliche Rückkehr ehemaliger Wehrmachtsoldaten, Razzien bei denen Augustin Schmitz (25j.) erschossen wird.

1946 rumänische Kolonisten aus dem Bihor werden angesiedelt.

1948 Schulreform – Unterricht in deutscher Sprache wieder aufgenommen. Chiaburenliste: Kinder von ehemals wohlhabenden Bauern und Intellektuellen werden vom Besuch weiterführender Schulen und vom Fußballverein ausgeschlossen.

1950 Protestaktion wegen hoher Steuerlast „Vrem pita“.

1950 die Kollektivwirtschaft wird gegründet (43 Familien mit 215 ha) nach 20 Jahren besitzt die „Kollektiv“ 1000 ha Ackerfläche. Sie wurde 1991 aufgelöst.

1956 Rückgabe der Häuser an die Deutschen, Gründung des Staatsgutes „Ferma“ an der Mailater Strasse.
Die Bürgermeisterin und Parteisekretärin Ileana Serb führt ein Regim der Willkür, Korruption und Bespitzelung ein. Gefängnisstrafen für geringfügige Vergehen.

1962 erste Ausreiseanträge.

1965 N. Ceausescu kommt an die Macht.

1968 Sanpetru-german verliert seine Eigenständigkeit, gehört jetzt zur Großgemeinde Secusigiu. Es erscheint die „Neue Banater Zeitung“. Zunehmende Landflucht. Tägliche „naveta“ zur Arbeit in Fabriken in Arad.

1974 N. Ceausescu wird Staatspräsident, privater Tomatenanbau für den Export wird zu einer lukrativen Geldquelle im Dorf.

1976 Beginn der systematischen Aussiedlung durch Kopfgeldzahlungen der BRD an den rumänischen Staat („Geheimsache Kanal“, Verhandlungsführer Heinz Günther Hüsch, MdB).

1977 Volkszählung: 2201 Einwohner, 50% Deutsche. Rumänien verarmt zunehmend. Es kommt zu Lebensmittelrationierungen.

1989 am 15.12. beginnt in Temesvar die rumänische Revolution, die mit der Hinrichtung von Elena und Nicolae Ceausescu am 24.12.1989 endet. Rumänien begibt sich auf den Weg in eine Demokratie. Die Aufarbeitung der Diktatur und ihrer Vertreter erfolgt schleppend und unvollständig.

1992 1952 Einwohner, davon sind noch 92 Deutsche (5%).

2001 die HOG errichtet in Pforzheim einen Gedenkstein für Deutschsanktpeter.
Inschrift: in Erinnerung an das Werden und Vergehen der Gemeinde Deutschsanktpeter.

2005 es leben noch 10 Deutsche in Deutschsanktpeter. Die Straßen werden asphaltiert. Es wird nach Erdöl gebohrt.

2012 Brücke zwischen Deutschsanktpeter und Pecica eröffnet.

2015 Renovierung der Friedhofskapelle mit Spendengeldern von im Ausland lebenden ehemaligen Bewohnern von Deutschsanktpeter.

2020 Renovierung des Friedhofportals ebenfalls mit Spendengeldern der ehemaligen Bewohner.

2024 die Gemeinde Secusigiu mit Bürgermeister Gheorghe Grad, die römisch-katholische Pfarrei mit Pfarrer Ferenc Czegledi und das Deutsche Forum Arad richten die 300 Jahrfeier des Dorfes Deutschsanktpeter und das 250-jährige Jubiläum der Kirche „Sankt Peter und Paul“ aus.

Quellennachweis bei der Verfasserin der Chronik Dr. Hildegard-Franziska Zappel