Sânpetru German   

„Die Malaun muss fluppe“

Niedergeschrieben von Ewald Hensl

Bestimmt ist es vielen Landsleuten auch öfters so ergangen wie mir, dass man im Supermarkt eine Wassermelone gekauft hat und zu Hause nach dem Aufschneiden feststellen musste, dass sie nicht reif und deshalb ungenießbar war. Bei meinem letzten Einkauf ging ich wieder am Melonenstand vorbei und konnte mich nur schweren Herzens damit abfinden, dass ja doch alle unreif sind. Da fiel mir plötzlich ein, dass mein Großvater, der Zachris-Vetter aus Zampheder, gesagt hat: „Die Malaun ist erst dann reif, wenn sie fluppt.“ Oft fuhr er mit dem Pferdewagen hinaus aufs Feld, wo ich natürlich auch immer mit dabei war, um die reifen Melonen nach dem für mich damals unverständlichen „Fluppen“ zu ernten. Aber schon zu meiner Kindheit wurde ihm das Feld, auf welchem die Melonen angebaut wurden, weggenommen, und so konnte ich mit dem Fluppen keine weitere Erfahrung sammeln. Nun drängte sich mir die Frage auf, wann fluppt denn eine Melone? In unserem Sprachgebrauch bedeutet Fluppen das Erzeugen eines Klanges durch das Klopfen mit dem Zeige- oder Mittelfinger auf einen Körper, in diesem Fall die Melone, wodurch ein dumpfer Klang entsteht. Aber welches ist der Unterschied im Fluppen der einen oder anderen Melone? Dabei kam ich zum Schluss, dass die reifen Melonen einen tieferen, also dumpferen Klang haben müssen als die unreifen. Gesagt, getan, machte ich mich an die Arbeit und nahm mir die Melonen der Reihe nach vor, bis ich eine fand, die nach meinem Ermessen den dumpfesten Klang von sich gab, und fuhr mit ihr nach Hause. Als ich beim Aufschneiden das Krachen hörte, die rote Farbe zum Vorschein kam und der typische Melonengeschmack sich auf meinem Gaumen entfaltete, da kannte meine Begeisterung keine Grenzen. Es war ein großartiges Gefühl die Erfahrung unserer Groß-und Urgroßeltern, wieder entdeckt zu haben, die sich die Eigenschaft der Melone, als Klangkörper zu eigen machten, um die reifen von den unreifen zu unterscheiden. Ich war natürlich auch ein bisschen stolz, dass es mir dank der Beobachtung meiner Vorfahren gelungen war, eine reife Melone zu erkennen.