Sânpetru German   

Kapitel 8: Kapitulation und Kriegsende

 
                   Der Abschluss eines Waffenstillstandes mit den Entente – Mächten
 
Am 3. November 1918 vormittags 7 Uhr 45 Min. teilte das Armeekommando mit, dass ein Waffenstillstand mit den Entente – Mächten abgeschlossen wurde, daher die Feindseligkeiten auf der ganzen Linie einzustellen sind. Um die Mittagszeit meldeten die Truppen, dass die Italiener von einem Waffenstillstand absolute nichts wissen wollen und ihren Vormarsch fortsetzen. 
Auch wir setzten unseren Rückzug fort. Nachmittags wird uns berichtet, dass die Italiener in Udine einmarschierten und somit uns den Weg gegen Udine absperrten. 
Am 4. November 1918 hat das Korpskommando beschlossen, den Rückzug unter Führung des Feldmarschalls Schamschula gegen Gemona fortzusetzen. Um 9 Uhr vormittags haben wir Rodeano – Alto verlassen und marschierten über Fare, Majora – Antegni und kamen abends in Gemona an, wo wir uns einquartierten.
Am 5. November früh morgens, als wir unseren Rückzug fortsetzen wollten, erhielten wir Nachricht von der Grenze her, dass englische Truppen die Straße absperrten und keine Truppen durchlassen; einzelne Mannschaftspersonen, welche ihren Truppenkörper verließen und durchbrennen wollten, wurden eingefangen und abgerüstet. Wir erlebten Stunden größter Sorgen und Ungewissheit. Einmal hieß es, wir werden durchgelassen, andersmal verbreitete sich die Sage, dass wir umzingelt sind von feindlichen Truppen und in einigen Tagen gezwungen sind uns zu übergeben, indem die Lebensmittel am Ausgehen sind und von keiner Seite ergänzt werden können. Unsere Generalstäbler fuhren den ganzen Tag hin und her und es hieß, sie führen Verhandlungen mit dem Feinde, leider immer ohne Erfolg.
Am 6. November wird viel darüber gesprochen, dass wir abrüsten und ins Innere Italiens befördert werden.
 
                            
                   Der Marsch über die Alpen um der Gefangennahme zu entkommen
 
Aus dieser Ungewissheit und verzweifelten Lage kamen wir heraus als am 7. November abends 7 Uhr Befehl kam, jedermann möge sofort aufpacken aber nur das Allernotwendigste mitnehmen, alles andere zurücklassen, denn es ist ein Fußweg entdeckt worden über das hohe Gebirge, welcher vom Feinde noch frei war und welchen wir nun zur Erlangung unserer Freiheit benutzen müssen. Welch einen großen Wert das alles hatte, was wir in Gemona zurückließen, ist unbeschreibbar. Sämtliche Geschütze von den größten bis zu den kleinsten samt Munition, Gespann etc., so auch sämtlicher Train sind zurückgeblieben, jeder rüstete sich so leicht wie möglich um den großen Fußmarsch, der uns bevorstand, aushalten zu können. Der Marsch wurde angetreten. Auf schmalen Serpentinenwegen gings über die Alpen bergauf, bergab in angestrengtem Marsche ohne Rast und Ruh, stets mit dem Gedanken, ob es uns nun gelingen wird das feindliche Land verlassen und endlich mal in Sicherheit kommen zu können.
Am 9. November mittags 12 Uhr, als die Glocke vom Kirchturme eben zu Mittag läutete, also nach fast zweitägigem Marsche sind wir in der Großgemeinde Flitsch gänzlich erschöpft angekommen. Im Laufe des Nachmittags rückte ein italienisches Regiment an um den von uns benutzten Weg ebenfalls abzusperren und es ist ihnen auch gelungen einen noch ziemlich großen Teil unserer Truppen in Gefangenschaft zu nehmen. Wir setzten unseren Marsch sofort fort und gelangten noch bis Na – Logu, wo wir übernachteten. Wir fühlten uns in Sicherheit. Am 10. November 7 Uhr früh setzen wir unseren Marsch fort und kamen nachmittags 5 Uhr in Kronau an, wo wir nun auch am 11. November rasteten. In Kronau bestürmten wir das Postamt um Telgramme in die Heimat zu schicken und unseren Angehörigen mitzuteilen, dass wir noch beim Leben sind. Das Postfräulein nahm die Telegramme und das Geld dafür in Empfang aber keines der Telegramme hat seinen Bestimmungsort erreicht.
Am 12. November marschierten wir bis Villach, wo wir auf Einwaggonierung warten. In Villach erhielten wir allerhand betrübende Nachrichten über unsere engere Heimat aber Genaues konnte uns natürlich niemand sagen, obzwar wir vor Neugier und Ungeduld schon bald vergingen.
 
                         Das Kriegsende und die Ausrufung der Republik Ungarn
 
Am 13. November nachmittags 3 Uhr waggonierten wir ein und um 4 Uhr gab die in Volldampf stehende Lokomotive das Signal zur Abfahrt. Es ging der Heimat zu, in Wehmut und Demut, ohne Lieder, ohne Sang, ohne Fröhlichkeit und Heiterkeit. Niedergeschlagen, zusammengebrochen und zusammengezogen saßen wir in den Waggons in Gedanken versunken ohne Freude und Leben.
Wir passierten die größeren Stationen Pragerhof, Gyékénycs, Kaposvár. In Kaposvár musste unser Transport längere Zeit anhalten und da schon die meisten unseren Zug verlassen hatten, bin ich auch auf den Personenzug überstiegen und langte nun am 16. November vormittags 10 Uhr in Budapest ein.                                         
Am Bahnhof  erfuhr ich, dass ich gegen Arad erst abends 8 Uhr weiterfahren kann und so nahm ich mir vor, einen Teil von Budapest zu besichtigen. Ich ging durch einige Straßen und bemerkte, dass da etwas los sei, indem ganze Gruppen von Menschen, hauptsächlich junge Leute heftig gestikulierend und debattierend irgendwohin streben. Ich schlich mich an eine Gruppe heran und erkundigte mich, was Neues gebe und da antwortete man mir, heute ist ein großer Tag, die Nation wird über das Schicksal des Landes entscheiden, wir ziehen alle vor das Parlament um die Entscheidung abzuwarten. Auch ich hielt mit. Am Donau-Ufer vor dem Parlamentsgebäude angelangt, war eine große Menschenmenge versammelt und es hieß, in das Gebäude kann niemand mehr hinein und wir müssen hier im Freien den Beschluss der Nationalversammlung abwarten. Endlich nach langem Warten kam so ein langnasiger Judenbube heraus, stellte sich in die Mitte der Versammelten hoch auf und begann mit lauter Stimme zu verkünden: “ Das Land steht in seiner Geschichte vor einem großen Wendepunkt. Die Nation hat beschlossen, die Dynastie abzuschaffen und sich als selbstständige Volksrepublik erklärt. Wir haben den Grundstein zu dem neuen, starken und wahrhaften Ungarn gelegt“. Ähnliches sprach er noch vieles; auch ließ der Kriegsminister(ein jüdischer Manipulant Feldwebel) zu wissengeben, dass er keine Soldaten mehr sehen will, ein jeder möge je rascher abrüsten und sich nachhause machen ……
Während diesen Geschehnissen kamen die Serben von Süden, die Rumänen von Osten und die Tschechen von Norden ins Land und besetzten es.
                                                 
                                                         Armes Vaterland!
 
 
Deutschsanktpeter im Monat März 1919 
 
Zacharias Bönisch